Erschienen in:
21.10.2022 | Schwerpunkt
Bifurkationsläsionen
Braucht es neue Strategien und Devices?
verfasst von:
PD Dr. med. Luise Gaede
Erschienen in:
Herz
|
Ausgabe 6/2022
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Zusammenfassung
Die interventionelle Therapie von Bifurkationsläsionen – insbesondere von wahren, komplexen Bifurkationsläsionen – stellt weiterhin für den:die Interventionalisten:in eine Herausforderung dar. Während bei einfachen Bifurkationsläsionen eine primäre 1‑Stent-Strategie zu bevorzugen ist, haben die Studien der letzten Jahre gezeigt, dass bei wahren Bifurkationen, also Läsionen mit mindestens Beteiligung des distalen Hauptastes und des Seitastes, eine 2‑Stent-Strategie von Vorteil sein kann. Noch deutlicher scheint dies der Fall, wenn die Läsion sich als komplex darstellt, d. h. der Seitast hochgradig und längerstreckig stenosiert ist und die gesamte Läsion zudem bestimmte Kriterien aufweist, z. B. eine starke Kalzifizierung und einen Bifurkationswinkel von weniger als 45° oder mehr als 70°. Gemäß den neuesten randomisierten Studien und Metaanalysen scheint besonders die DK(„double kissing“)-Crush- bzw. die DK-Mini-Crush(DKMC)-Technik bei eben diesen Läsionen von Vorteil zu sein. Die etablierten Techniken wurden jedoch in den letzten Jahren immer wieder verfeinert und weiterentwickelt. Besondere Aufmerksamkeit verdienen hier die DK-Culotte-Technik sowie die Nano-crush-Technik. Beide Techniken scheinen die zugrunde liegenden Strategien zu vereinfachen und zu verbessern. Weiterführende Studien, die eine Überlegenheit dieser Techniken gegenüber den etablierten Techniken beweisen, sind jedoch noch ausstehend. Zusammenfassend kann durch die Umsetzung der vorliegenden Ergebnisse aus randomisierten Studien und durch die Weiterentwicklung der Techniken, aber auch des Materials, das Outcome der Patienten nach interventioneller Therapie einer Bifurkationsläsion immer weiter verbessert werden. Dies bestätigen auch die neuesten Registerdaten, die erstmalig gleiche Ereignisraten bei Patienten nach der Therapie von komplexen im Vergleich zu einfachen Läsionen im klinischen Alltag zeigen konnten.