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2018 | Buch

Leitfaden zur medizinischen Trainingsberatung

Rehabilitation bis Leistungssport

verfasst von: Prof. Dr. Paul Haber

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Die vierte Auflage bleibt dem bewährten Konzept treu und präsentiert anschaulich und informativ physiologische Grundlagen von Leistung und Training, Trainingsmethoden von Kraft und Ausdauer unter Berücksichtigung von aktueller Literatur. Neu ist ein eigener Block mit Übungsvorschlägen einer geeigneten medizinischen Trainingstherapie . Entsprechend der zunehmenden Bedeutung wurden die Kapitel Training und Sport im Alter überarbeitet sowie Genderaspekte ergänzt. Mit Hilfe der vorgestellten Regeln kann der Mediziner, auf Basis leistungsdiagnostischer Daten, dem Sportler bzw. dem Trainierenden konkrete Trainingsrichtlinien anbieten: vom mehrwöchigen Rehabilitationsprogramm bis hin zum mehrjährigen, leistungssportlichen Aufbautraining. Das Buch wendet sich an Ärzte, Trainer und Sportwissenschaftler, die Trainierende leistungsmedizinisch beraten.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Leistungsphysiologische Grundlagen

Frontmatter
1. Energiestoffwechsel
Zusammenfassung
Für das Verständnis sind die Begriffe Kraft, Arbeit, Leistung, O2-Aufnahme und metabolisches Äquivalent wesentlich. In tierischen Organismen (inklusive des Menschen) werden von Pflanzen synthetisierte Nährstoffe oxidativ zur Energiebereitstellung (Adenosintriphosphat, ATP) abgebaut. Der basale Energieumsatz ist der Grundumsatz, der auch als Metabolisches Äquivalent (MET) als Einheit des Energieumsatzes dient. Für den Leistungsenergieumsatz gibt es vier Möglichkeiten der ATP-Synthese: zwei anaerobe, die Kreatinphosphatspaltung und die Glykolyse, die kein O2 brauchen, und zwei aerobe, den oxidativen Abbau von Glukose und Fettsäuren. Die anaeroben dienen vor allem zur Abdeckung des O2-Defizits in den ersten 2 Minuten einer Belastung. Alle längeren Belastungen sind dominant auf den aeroben Stoffwechsel angewiesen. Für die Auslösung einer Trainingsanpassung ist eine wenigstens 50%ige Auslastung des aeroben Stoffwechsels erforderlich. Sie beruht auf der vermehrten Synthese von Mitochondrien.
Paul Haber
2. Muskulatur
Zusammenfassung
Die Muskelzelle besteht aus vielen Sarkomeren, mit den kontraktilen Filamenten Aktin und Myosin. Diese bewirken die Verkürzung unter Verbrauch von ATP. Auslöser ist das Einlangen eines Nervenimpulses, der eine Depolarisation der Zellmembran und das Einströmen von Kalzium vom sarkoplasmatischen Retikulum in Plasma bewirkt. Durch Verschmelzen vieler Einzelzuckungen bei einer Impulsfrequenz von > 20 Hz entsteht eine tetanische Dauerkontraktion, die normale Arbeitsweise einer Muskelzelle. Je nach dominanter Ausstattung mit Myoglobin und Mitochondrien (rote Fasern) oder anaeroben Enzymen und Myofibrillen (weiße Fasern) ist die Muskelfaser eher langsam, aber ausdauernd zuckend, oder schnell zuckend und schnellkräftig. Die Ausprägung wird durch die Art der Beanspruchung determiniert. Die Kraftentfaltung des Muskels wird durch zunehmende Synchronisation der motorischen Einheiten geregelt, die durch Üben verbessert werden kann. Die Trainingsanpassung erfolgt durch Hypertrophie.
Paul Haber
3. Kreislauf
Zusammenfassung
Der Kreislauf besteht aus Blut, Gefäßen und Herz, mit der Aufgabe des raschen Transports durch Strömung. Blut ist eine thixotrope Flüssigkeit, das heißt, dass bei Belastung die Viskosität umso geringer wird, je schneller Blut strömt. Der Trainingseffekt ist eine Vermehrung des Blutvolumens bei gleicher Zusammensetzung. Die Gefäße reagieren auf Belastung mit einer Umverteilung des Blutstromes vor allem vom Magen/Darmtrakt zu der arbeitenden Muskulatur. Als Anpassung an Training kommt es zur Zunahme des Gefäßquerschnittes im Bereich der Arterien und zu einer Zunahme der Kapillargefäße in der trainierten Muskulatur. Das Herz hält den Blutstrom in den Gefäßen aufrecht. Das Herzminutenvolumen (HMV), entsteht durch das Schlagvolumen (SV) × Herzfrequenz (HF). Bei Belastung werden sowohl die HF (× 3) als auch das SV (× 1,5) und damit das HMV erhöht. Die Trainingsanpassung besteht in der Entwicklung des Sportherzens mit Vergrößerung des SV bei gleicher HF und damit Vergrößerung des HMV.
Paul Haber
4. Was limitiert die aktuelle maximale O2-Aufnahme ()?
Zusammenfassung
In der leistungsphysiologischen Debatte – Was limitiert die aktuelle ͘${\rm{\dot V}}{{\rm{O}}_{{\rm{2max}}}}$V˙O2max? Der Kreislauf oder die mitochondriale oxidative Kapazität der peripheren Muskulatur? – scheinen die experimentell gestützten Argumente für den Kreislauf zu überwiegen. Bei einer umfassenden Betrachtung mit vergleichender Leistungsphysiologie ergibt sich aber Folgendes: Spezies mit hohem Tagesenergieumsatz (PAL) haben eine hohe muskuläre Mitochondriendichte, Spezies mit geringem PAL eine niedrige. Die primäre Adaptation an die Lebensweise (auch Training oder keines) ist die Mitochondriendichte, die die Kapazität des Kreislaufs determiniert. Dieser muss so viel O2 anliefern können, wie die Mitochondrien äußerstenfalls verarbeiten können, aber nicht mehr, da nicht benötigte Strukturen abgebaut werden.
Paul Haber
5. Lunge
Zusammenfassung
Die Lunge ist das Gasaustauschorgan zur Arterialisierung des Blutes. Die Ventilation dient dem Ersatz des aus den Alveolen in die Kapillaren abdiffundierten O2 und dem Abtransport des aus dem Blut abgegebenen CO2. Die Diffusion ist der eigentliche Gasaustausch entlang einem Druckgefälle (Gradient) zwischen Alveole und Kapillare. Die Diffusionskapazität nimmt zu mit der Alveolarfläche und ab mit der Dicke der Membran zwischen Alveole und Kapillare. Die Perfusion ist die Durchblutung der Lungenkapillaren und eine Leistung des Herzens. Bei Belastung wird das Atemminutenvolumen (AMV) durch Erhöhung des Atemzugvolumens und der Frequenz gesteigert und die Diffusion durch Erhöhung des Gradienten. Durch Training wird das maximale AMV gesteigert und die Perfusion durch das trainierte Herz. Die Diffusionskapazität ist durch die Alveolarfläche vorgegeben, ist nicht trainierbar und beträgt maximal 7 l O2/min. Dies ist zugleich die Grenze der Ausdauertrainierbarkeit des Menschen.
Paul Haber
6. Weitere organische Effekte von Muskelaktivität
Zusammenfassung
Muskelaktivität hat nicht nur Wirkung auf die O2-Kette und die Muskelkraft, sondern auch auf weitere Funktionen und andere Organe. Aktive Muskelzellen produzieren antiinflamatorisch wirkende Myokine, die Leber als zentrales Organ des Stoffwechsels hypertrophiert, ebenso die Nebennieren, die die Stresshormone produzieren. Im Gehirn wird die Neurogenese angeregt und im Knochen die Osteoblastenaktivität.
Paul Haber

Die medizinische Trainingslehre

Frontmatter
7. Stresstheorie des Trainings
Zusammenfassung
Stress ist jede Störung der Homöostase durch einen Stressor, z.B. körperliche Belastung, die eine Stressreaktion auslöst, die wiederum in vier Phasen abläuft: Alarm mit Vorbereitung auf Leistung; Anpassung mit erhöhtem Energieumsatz und Verbrauch von Ressourcen; Ermüdung bzw. Erschöpfung und Erholung mit Wiederherstellung der ursprünglichen Leistungsfähigkeit. Bei ausreichender Intensität und Dauer folgt eine Überkompensation mit erhöhter Leistungsfähigkeit und Wachstum in den beanspruchten Organen. Die Trainingseffekte entstehen in der Erholungsphase. Erfolgt die nächste Belastung zu früh, wird dieser Effekt verhindert; erfolgt sie zu spät, ist der Effekt wieder verschwunden. In beiden Fällen gibt es keine Leistungssteigerung. Training sind regelmäßige Belastungen, die jeweils auf der Überkompensation der vorhergehenden aufbauen. Nach 4–6 Wochen ist der Leistungszuwachs vollständig und es gibt keine weitere Verbesserung. Wird eine weitere Steigerung gewünscht, muss der Belastungsumfang erhöht werden.
Paul Haber
8. Motorische Grundfähigkeiten
Zusammenfassung
Es gibt fünf motorische Grundfähigkeiten: Die Ausdauer ist die Fähigkeit, verbrauchtes ATP zu resynthetisieren. Nach Art dieser Synthese können vier Ausdauerformen unterschieden werden: extensiv aerob, intensiv aerob, laktazid anaerob, alaktazid anaerob. Die Kraft ist die Fähigkeit des Muskels, Spannung zu entwickeln. Die Maximalkraft ist die allgemeine Grundlage für jegliche Form der Kraftanwendung. Medizinisch bedeutsam ist die Muskelmasse; daher sollte therapeutisches Krafttraining ein Hypertrophietraining sein. Kraftausdauer ist eine spezielle Fähigkeit, deren Training nur im Leistungssport von Bedeutung ist. Koordination ist die Fähigkeit, mehrere Muskeln unter Steuerung des zentralen Nervensystems für zielgerichtete Bewegungen zusammenzufassen, und wird durch Üben verbessert. Flexibilität bedeutet den Bewegungsspielraum der Gelenke und wird durch Dehnen verbessert.
Paul Haber
9. Zehn allgemeine Grundregeln des Trainings
Zusammenfassung
Die Beachtung wissenschaftlich begründbarer Regeln erhöht die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg. Mit vier Trainingskennzahlen wird Training quantifiziert, wovon drei qualitative Kennzeichen sind (Intensität, Dauer, Häufigkeit) und eins quantitativ ist: die Wochen-Nettotrainingsbelastung (WNTB). Die qualitativen Kennziffern müssen Minimalkriterien erfüllen, sonst wird Training nicht wirksam und die Belastung nicht in die WNTB eingerechnet. Die WNTB ist die Trainingsdosis, die die Wirkung, also den Trainingszustand, bestimmt. Die Minimalkriterien für Ausdauer lauten: ≥ 50% (bis 70%), ≥ 10 Minuten (nach oben offen), ≥ 2/Woche (bis tgl. 2 mal). Die Dosis wird als wöchentliche Netto-Trainingszeit (WNTZ) angegeben. Minimalkriterien für Kraft (für jede Muskelgruppe) sind: ≥ 50% (bis 70%), Dauer ca. 60 Sekunden (10–15 Wiederholungen) bis zur lokalen Muskelermüdung, ≥ 1 Satz/Muskelgruppe/Woche (bis 30 S/MuGr/Wo). Die WNTB muss der aktuellen Leistungsfähigkeit angemessen sein. Training muss ganzjährig durchgeführt und systematisch gesteigert werden.
Paul Haber
10. Trainingsmethoden
Zusammenfassung
Nach der Art der ATP-Resynthese können vier Formen der Ausdauer physiologisch definiert werden: extensiv aerob, intensiv aerob, laktazid anaerob und alaktazid anaerob. Auch die Trainingsmethoden der Ausdauer können nun physiologisch definiert werden, je nachdem, welche Ausdauerform angesprochen wird. Extensives aerobes Ausdauertraining dient der Entwicklung der Grundlagenausdauer (${\rm{\dot V}}{{\rm{O}}_{{\rm{2max}}}}$V˙O2max) durch Erhöhung des Umfanges (wöchentliche Netto-Trainingszeit). Intensives aerobes und vor allem anaerobes Ausdauertraining dient der Entwicklung der speziellen Ausdauer in der Vorbereitung auf Wettkämpfe. Das Grundlagentraining der Kraft ist das Hypertrophietraining mit Vermehrung der Muskelmasse, anzuwenden vom Leistungssport bis zur Rehabilitation. Methodische Voraussetzung ist die Belastung bis zur lokalen Muskelermüdung in Sätzen von 10–15 Wiederholungen für jede trainierte Muskelgruppe. Die Erhöhung des Umfanges erfolgt durch Vermehrung der Zahl gleichartiger Sätze pro Muskelgruppe.
Paul Haber
11. Planung des mehrjährigen Trainings von Kraft und Ausdauer in Ausdauersportarten
Zusammenfassung
Es wird ein auf den in den vorhergehenden Kapiteln geschilderten Regeln basierender, über acht systematisch aufeinanderfolgende Trainingsjahre gehender Rahmenplan für das Training der Ausdauer- und Kraftfähigkeiten präsentiert, der auf die Sportart Rudern ausgerichtet ist. Die österreichweite, konsequente Umsetzung dieses Rahmenplans in die Trainingspraxis war einer der wesentlichen Beiträge für die Entwicklung von österreichischen Ruderern von der Mittelmäßigkeit zur Weltklasse. Die zweite Präsentation ist die Analyse des über vier Jahre gehenden auf diesem Rahmenplan basierenden erfolgreichen Trainings einer 5000 m-Läuferin. Das Ziel (die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2000) wurde erreicht.
Paul Haber
12. Die Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit
Zusammenfassung
Wenn man massive medikamentöse oder gar genetische Manipulationen des menschlichen Körpers einmal ausschließt, dann gibt es klare Hinweise, dass sich die Entwicklung von Ausdauer und Kraft durch Training den Grenzen des für Menschen Möglichen nähert. Eine Entwicklung der Rekordleistungen in den Körpersportarten wie in den letzten Jahrzehnten ist daher für die Zukunft nicht zu erwarten. Bei der Ausdauer liegt die Limitierung in der nicht trainierbaren Diffusionskapazität der Lunge. Bei der Kraft bedeutet, vor allem in der Leichtathletik, die stärkere Zunahme der zu beschleunigenden Muskelmasse gegenüber dem Kraftzuwachs bringenden Muskelquerschnitt eine abnehmende Effizienz von zusätzlichen Muskelmassen. Und schließlich nähern sich auch die nicht in gleichem Umfang wie die Muskulatur trainierbaren Sehnen und Bänder der Grenze der Belastbarkeit.
Paul Haber

Leistungsdiagnostik

Frontmatter
13. Trainingsanamnese
Zusammenfassung
Mit der Trainingsanamnese kann überprüft werden, ob das Training dem Muster eines angemessenen, systematischen und mehrjährigen Trainingsaufbaus entspricht. Die komplexen Informationen, die in der Trainingsanamnese abgefragt werden, sind nur mit einer geeigneten Trainingsdokumentation verfügbar, aus der der Ablauf des tatsächlich durchgeführten Trainings quantitativ ersichtlich ist. Eine derartige Trainingsdokumentation ist eine wesentliche Grundlage einer zufriedenstellenden leistungsmedizinischen Trainingsberatung, da ein planmäßiges Training etwa ab der Trainingsklasse 4 ohne Dokumentation kaum mehr möglich ist.
Paul Haber
14. Leistungsdiagnostische Untersuchung (Test)
Zusammenfassung
Leistungsdiagnostische Tests, dazu gehören im Prinzip auch Wettkämpfe, ergeben zunächst absolute Werte. Solche korrelieren positiv mit der Körpermasse, sind geringer bei Frauen und nehmen mit dem Alter ab. Sie sind daher für die Beurteilung des Trainingszustandes schlecht geeignet. Die relativen Werte (/kg, /m2) korrelieren negativ mit der Körpermasse, sind bei Frauen niedriger als bei Männern und nehmen mit dem Alter ab, sind also ebenfalls nicht gut geeignet. Optimal ist der Bezug des Absolutwertes auf einen statistisch ermittelten Referenzwert. Die individuelle Abweichung vom Referenzwert ist der Trainingszustand. Dieser kann mit einem trainingsabhängigen Erwartungswert verglichen werden, mit den konditionellen Voraussetzungen für das angestrebte sportliche Ziel. Tests können auch zum Trainingscontrolling oder zur Trainingsmittelüberprüfung eingesetzt werden.
Paul Haber
15. Qualitätskriterien eines Tests
Zusammenfassung
Ein Test muss mehreren Qualitätskriterien genügen: Die Validität (Gültigkeit) gibt an, ob ein Test tatsächlich jene Eigenschaften oder Fähigkeiten erfasst, zu deren Beurteilung er durchgeführt wird. Die Reliabilität gibt an, mit welcher Genauigkeit das zu testende Merkmal erfasst wird, und bedeutet, dass mehrfach unter gleichen Bedingungen durchgeführte Tests ähnliche Ergebnisse zeitigen. Die Objektivität gibt an, wie sehr ein Testergebnis unabhängig von der Person des Untersuchers, des Auswerters und der interpretierenden Person ist. Standardisierung heißt, dass der Test so konzipiert werden muss, dass er unter immer gleichen Bedingungen durchgeführt werden kann.
Paul Haber
16. Einige Leistungsdiagnostische Tests
Zusammenfassung
Ruhepuls und Körpermasse sollen regelmäßig (täglich) unter vergleichbaren Bedingungen registriert und in einem Tagebuch protokolliert werden. Das sportartspezifische Testsystem ist eine Batterie von standardisierten unterschiedlich langen Teststrecken in der jeweiligen Sportart, die in der Regel an der Trainingsstätte absolviert und als Bestleistungsversuch mit Zeitnehmung durchgeführt werden. Standardisiertes Testtraining bedeutet die Anwendung von Zeit- und Pulsmessung während standardisierter submaximaler Trainingsbelastungen. Feldtests ermöglichen, Fortschritte in der Entwicklung der Ausdauerleistung festzustellen. Nachteilig ist dabei, dass meist Referenzwerte fehlen, sodass die Möglichkeiten der Beurteilung des Trainingszustandes eingeschränkt sind. Für den Maximalkrafttest wird ein Verfahren zur Erstellung von Maximalkraftzielwerten vorgeschlagen, das sich nach Sportart, Belastungsdauer und Körpergröße richtet. Desgleichen gilt für die Kraftausdauer.
Paul Haber
17. Ergometrie
Zusammenfassung
Ergometrie ist das Verfahren zur Messung der Ausdauerleistungsfähigkeit mittels Fahrrad- oder Laufbandergometer. Sportartspezifische Ergometrie ist vor allem im Hochleistungssport mit speziellen Fragestellungen sinnvoll. Das etablierte Belastungsverfahren ist die stufenförmig ansteigende, symptomlimitierte Ergometrie (bis zur Erschöpfung). Das wichtigste Ergebnis ist die maximale Leistung als Wmax oder VO2max bzw. die Leistungsfähigkeit in% des Referenzwertes (LF%Ref), das Maß für den Trainingszustand. Weitere Hilfestellungen bei der Einschätzung des Trainings- oder auch Gesundheitszustandes liefert die Beurteilung von Herzfrequenz, Blutdruck, die maximale Laktatkonzentration und die anaerobe Schwelle bei 4 mmol/l bzw. beim niedrigsten Atemäquivalent. Für eine klinische Fragestellung, nämlich die Beurteilung der Herzgröße bei Ausdauertraining und z.B. Hypertonie, ist der Herzgrößen-Leistungsquotient sehr gut geeignet.
Paul Haber

Leistungsmedizinische Trainingsberatung

Frontmatter
18. Leistungsmedizinische Trainingsberatung in Ausdauersportarten
Zusammenfassung
Grundlage der Beratung ist die Trainingsanamnese und die mittels Leistungsdiagnostik erhobenen ergometrischen und Krafttestwerte. Die Trainingsanamnese wird auf Übereinstimmung mit den Grundregeln des Trainings und auf angemessene Relation von Trainingsaufwand und aktueller sportlicher Leistung beurteilt. Bereits hier können gröbere Abweichungen festgestellt und eine Beratung angeboten werden. Der (spiro-) ergometrisch ermittelte Trainingszustand (Leistungsfähigkeit in% des Referenzwertes) als trainingsabhängiger Erwartungswert sollte in etwa dem Trainingsumfang entsprechen. Wird der Erwartungswert verfehlt, kann falsche Methodik oder Übertraining die Ursache sein und es kann eine entsprechende Beratung angeboten werden. Auch die an der Trainingsstätte erhobenen Krafttestwerte werden in gleicher Weise beurteilt. Schließlich ob der festgestellte Trainingszustand als Grundlage für das angestrebte sportliche Ziel ausreichend ist.
Paul Haber
19. Beratung von Sporttreibenden mit erhöhtem Risiko und/oder chronischen Erkrankungen
Zusammenfassung
Eine chronische Erkrankung muss korrekt medizinisch behandelt sein, der Patient sollte geschult sein und eine drohende Verschlechterung erkennen und behandeln können. Bei Auftreten von Problemen sollte der Sport jederzeit gefahrlos abgebrochen werden können, längere Unternehmungen müssen entsprechend geplant werden. Für die sportliche Unternehmung muss eine ausreichende körperliche Leistungsfähigkeit vorhanden sein. Die konkrete Beratung beginnt mit der Anamnese und der Trainingsanamnese. Auf Grund des sportlichen – oder touristischen – Zieles kann festgelegt werden, welche LF%Ref die optimale Voraussetzung dafür ist. Sodann wird mit der Ergometrie der Ist-Zustand ermittelt. Ist er deutlich geringer als der erforderliche Trainingszustand, dann muss eventuell von einer anspruchsvollen Unternehmung abgeraten, auf jeden Fall aber ein Trainingsprogramm empfohlen werden.
Paul Haber
20. Medizinische Trainingstherapie (MTT)
Zusammenfassung
Die wichtigste Indikation ist die verminderte Leistungsfähigkeit. Direkt durch Training behandelbar, präventiv und/oder kurativ, sind Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus II, Adipositas, Arteriosklerose, Demenz, Depression und einige Krebserkrankungen. Weitere Indikationen, vor allem für Krafttraining, sind Schulter- und Rückenschmerzen, Osteoporose, rheumatoide Arthritis, Fibromyalgie. Das Verletzungsrisiko ist bei sorgfältiger Bewegungsschulung sehr gering. Kontraindikationen sind jede akute Erkrankung sowie nicht ausreichend behandelte chronische Grunderkrankungen. Zur Kontrolle der Trainingstherapie sind die normalen Kontrollen im Rahmen der chronischen Krankheit durch Ergometrie und Dynamometrie zu ergänzen. Trainingstherapie ist kein Sport, sondern Therapie, und unterliegt daher den Kriterien Indikation, Wirksamkeit und Sicherheit. Sportspiele sind daher kein Mittel der Trainingstherapie. Trainingstherapie ist grundsätzlich lebenslänglich.
Paul Haber
21. Training bei alten Menschen
Zusammenfassung
Alter ist keine Krankheit. Allerdings kommt es im Verlauf des physiologischen Altersganges zu einer gesetzmäßigen Abnahme der Leistungsfähigkeit, etwa um 1% pro Jahr, ab etwa dem 35. Lebensjahr. Die natürliche Lebenserwartung errechnet sich auf diese Weise mit 100–125 Jahren. Anders als die Leistungsfähigkeit ist die Trainierbarkeit, als Verbesserung durch Training in Relation zum Ausgangswert, vom Altersgang nicht betroffen. Daher sind trainierte Menschen in jedem Alter leistungsfähiger als untrainierte. Da regelmäßiges Training alle Risikofaktoren für Herz/Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen nachhaltig reduziert, erhöht Training die Wahrscheinlichkeit, die natürliche Lebenserwartung auch tatsächlich zu erleben. Bei Training und Sportausübung von alten Menschen sind der empfindlichere Wasserhaushalt, die verminderte motorische Lernfähigkeit und die Abnahme der Konzentrationsfähigkeit zu berücksichtigen.
Paul Haber
22. Frauen betreiben Sport
Zusammenfassung
Die Unterschiede in der Leistungsfähigkeit zwischen Männern und Frauen (ca. 20%) beruhen vorwiegend auf dem geringeren Muskelanteil und höheren Fettanteil am Körpergewicht bei Frauen. Diese Unterschiede treten erst mit der Pubertät auf. Eine grundsätzliche Nichteignung für irgendeine Sportart für Frauen gibt es nicht. Hoher Trainingsumfang kann die Menstruation beeinträchtigen, insbesondere in Kombination mit knapper Ernährung (Risiko für die Knochenentwicklung). Die Leistungsfähigkeit kann im Menstruationszyklus bis zu 20% schwanken, mit einem Tief vor Beginn der Menstruation. Während einer normalen Schwangerschaft kann ein gewohntes Training bis ca. 8 Wochen vor der Geburt fortgeführt werden. Auf die mehrjährige Leistungsentwicklung wirkt sich eine Schwangerschaft eher positiv aus.
Paul Haber
23. Kinder betreiben Sport
Zusammenfassung
Entwicklung ist durch bestimmte Entwicklungsprozesse gekennzeichnet, die sowohl physiologischer als auch psychologischer Art sein können. Körperliche Aktivität muss dem jeweiligen Entwicklungstand entsprechend gestaltet werden. Die Entwicklung wird von drei Entwicklungslinien geprägt. Das Wachstum des Gehirns ist mit dem 6. Lebensjahr weitgehend abgeschlossen. Dem entspricht auch die Häufigkeit fundamentaler Entwicklungs- und Lernvorgänge. Das Längenwachstum erfolgt linear zum Alter und ist repräsentativ für Ausdauer und Kraft. Mit dem Wachstum kommt es auch zur Zunahme der entsprechenden sportlichen Leistungen. Die Trainierbarkeit der Kraft und der Unterschied zwischen Mädchen und Buben setzen erst mit der Pubertät ein. Die Trainierbarkeit der Ausdauer ist schon ab etwa dem 10. Lebensjahr recht gut. Talent kann definiert werden als Verhältnis zwischen Aufwand, also Training, und dem Effekt, der sportlichen Leistung. Daher kann Talent nur durch tatsächliches Training beurteilt werden.
Paul Haber

Ernährung

Frontmatter
24. Stellenwert der richtigen Ernährung
Zusammenfassung
Mit richtiger Ernährung kann die Qualität des Trainings verbessert und im Wettkampf das durch Training angelegte Potenzial realisiert werden. Durch keine Ernährung können Leistungen erbracht werden, die nicht durch Training angelegt worden sind. Das gilt im Prinzip auch für Hobbysportler und Alltagsbelastungen. Die richtige Ernährung ist auf eine bestimmte Form der Beanspruchung, z. B. Ausdauer- oder Krafttraining, und auf den Trainingsumfang ausgerichtet. Ernährung wird durch Beachtung und Beeinflussung von Ernährungsbilanzen geregelt. Die Bilanz ist die Differenz zwischen Zufuhr und Ausscheidung bzw. Umsatz. Eine ausgeglichene Bilanz ist der Normalzustand, eine positive oder negative Bilanz kann kurzfristig sinnvoll sein, ist aber langfristig immer schädlich.
Paul Haber
25. Ernährungsbilanzen für eine ausgewogene Ernährung
Zusammenfassung
Ernährung im Sport ist nur optimal im Hinblick auf eine bestimmte Zielstellung. Optimale Ernährung ermöglicht die Realisierung der durch Training angelegten Potenziale, aber schafft keine zusätzlichen. Für den Energieumsatz und die Nährstoffzusammensetzung werden Bilanzen erstellt. An erster Stelle steht der bei Sportlern sehr variable Tagesenergieumsatz, denn: Jeglicher Nährstoffbedarf nimmt dazu proportional zu oder ab. Körperfett zu- oder abnehmen ist das Problem der Energiebilanz. Von den energietragenden Nährstoffen wird der Proteinbedarf noch durch die muskuläre Beanspruchung definiert. Für Ausdauersportler ist der Kohlenhydratanteil von Bedeutung und auch der Ersatz während der Belastung bei umfangreichem Training oder Wettkampf. Die Flüssigkeitsbilanz ist bei umfangreichem Training und bei hohen Temperaturen zu beachten. Bei starkem Schweißverlust muss dem Getränk Kochsalz zugemischt werden.
Paul Haber
26. Nahrungsergänzungsstoffe
Zusammenfassung
Ergogene Nahrungsergänzungsstoffe haben alle eines gemeinsam: Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für die behauptete Wirkung. Ausnahmen sind das Kreatin, das für Maximalbelastungen zwischen 5 und 30 Sekunden Dauer leistungsfördernd wirkt, und das Koffein, das für intensive längerdauernde Ausdauerbelastungen inklusive Sportspiele ergogen wirkt. Bei manchen Nahrungsergänzungsstoffen besteht die Gefahr der Verunreinigung mit Substanzen, die auf der Dopingliste stehen.
Paul Haber
Backmatter
Metadaten
Titel
Leitfaden zur medizinischen Trainingsberatung
verfasst von
Prof. Dr. Paul Haber
Copyright-Jahr
2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-54321-4
Print ISBN
978-3-662-54320-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-54321-4

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