Skip to main content
Erschienen in: Die Ophthalmologie 10/2023

10.08.2023 | Untersuchungen der Augen | Ophthalmologischer Schnappschuss

Differenzialdiagnose Bindehautleukoplakie: konjunktivale Metaplasie

verfasst von: Lukas Schloesser, Martina C. Herwig-Carl, Frank G. Holz, Karin U. Loeffler

Erschienen in: Die Ophthalmologie | Ausgabe 10/2023

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Auszug

Eine 20-jährige Patientin stellte sich mit einer seit 2 Monaten bestehenden Leukoplakie der bulbären Bindehaut perilimbal superotemporal am linken Auge vor. Anamnestisch habe sie vor 3 Monaten ein Wimpernlifting durchführen lassen. Klinisch zeigte sich eine relativ scharf begrenzte Läsion mit stumpfem Oberflächenaspekt sowie dezenten Inhomogenitäten hinsichtlich Dicke und Transparenz. Die Grenze zur Hornhaut war weitestgehend respektiert mit dezenten angrenzenden peripheren Hornhautvaskularisationen (Abb. 1a). Bei unklarer Dignität der Läsion erfolgte die Exzision mit anschließender histopathologischer Aufarbeitung des Exzidats. Histopathologisch zeigte sich im Bereich der Läsion verhornendes Plattenepithel mit Becherzellverlust, erhaltener Epithelarchitektur sowie Zellreifung nach apikal mit aufgelagerten azellulären Keratinlamellen ohne Anhalt für zelluläre Atypien oder Zellkernpleomorphie (Abb. 1b). Korrelierend mit der klinisch scharfen Begrenzung der Läsion geht das verhornende Plattenepithel im Randbereich ebenfalls abrupt in reguläres konjunktivales Epithel mit Becherzellen über (Pfeil, Abb. 1b). Nebenbefundlich zeigte sich begleitend ein geringgradig ausgeprägtes chronisches Entzündungszellinfiltrat im angrenzenden Stroma (Pfeil, Abb. 1c). Die konjunktivale Metaplasie ist eine benigne Leukoplakie der Bindehaut, welche sich klinisch hinsichtlich Lokalisation und Erscheinungsbild heterogen präsentiert, weshalb eine klinische Abgrenzung zu malignen bzw. dysplastischen konjunktivalen Leukoplakien häufig schwierig sein kann. Daher ist eine (Probe‑)Exzision zur Dignitätsbestimmung der Läsion mit anschließender ophthalmopathologischer Untersuchung in aller Regel nicht zu umgehen. Die Ursache der konjunktivalen Metaplasie bleibt unklar, ein kausaler Zusammenhang mit der Wimpernbehandlung ist angesichts der verwendeten reduzierenden Substanzen (z. B. Ammoniumthioglycolat) im Sinne einer toxischen Schädigung des Bindehautepithels mit Induktion einer reaktiven konjunktivalen Metaplasie aber denkbar.
Metadaten
Titel
Differenzialdiagnose Bindehautleukoplakie: konjunktivale Metaplasie
verfasst von
Lukas Schloesser
Martina C. Herwig-Carl
Frank G. Holz
Karin U. Loeffler
Publikationsdatum
10.08.2023
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Die Ophthalmologie / Ausgabe 10/2023
Print ISSN: 2731-720X
Elektronische ISSN: 2731-7218
DOI
https://doi.org/10.1007/s00347-023-01899-1

Weitere Artikel der Ausgabe 10/2023

Die Ophthalmologie 10/2023 Zur Ausgabe

Neu im Fachgebiet Augenheilkunde

Metastase in der periokulären Region

Metastasen Leitthema

Orbitale und periokuläre metastatische Tumoren galten früher als sehr selten. Aber mit der ständigen Aktualisierung von Medikamenten und Nachweismethoden für die Krebsbehandlung werden neue Chemotherapien und Strahlenbehandlungen eingesetzt. Die …

Staging und Systemtherapie bei okulären und periokulären Metastasen

Metastasen Leitthema

Metastasen bösartiger Erkrankungen sind die häufigsten Tumoren, die im Auge diagnostiziert werden. Sie treten bei ungefähr 5–10 % der Patienten mit soliden Tumoren im Verlauf der Erkrankung auf. Besonders häufig sind diese beim Mammakarzinom und …

Wundheilung nach Trabekulektomie

Trabekulektomie CME-Artikel

Die überschießende Wundheilung in der filtrierenden Glaukomchirurgie ist ein zentraler Faktor für ein operatives Versagen. Nach der Einführung der Trabekulektomie in den 1960er-Jahren wurden viele Faktoren erkannt, die mit einer vermehrten …

„standard operating procedures“ (SOP) – Vorschlag zum therapeutischen Management bei periokulären sowie intraokulären Metastasen

Metastasen Leitthema

Peri- sowie intraokuläre Metastasen sind insgesamt gesehen selten und meist Zeichen einer fortgeschrittenen primären Tumorerkrankung. Die Therapie ist daher zumeist palliativ und selten kurativ. Zudem ist die Therapiefindung sehr individuell. Die …

Update Augenheilkunde

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.