Erschienen in:
01.12.2011 | Übersichtsarbeit
Verschiedene Formen der linksventrikulären Hypertrophie
Differenzialdiagnostischer Beitrag der Echokardiographie
verfasst von:
Prof. Dr. F. Weidemann, S. Störk, S. Herrmann, G. Ertl, M. Niemann
Erschienen in:
Herz
|
Ausgabe 8/2011
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Zusammenfassung
Die linksventrikuläre Hypertrophie ist eine unspezifische Antwort auf verschiedene physiologische und nichtphysiologische Stimuli, hervorgerufen durch körperliches Training oder kardiale und systemische Erkrankungen. Die Hypertrophie ist jedoch kein einheitliches Erscheinungsbild, je nach zugrunde liegendem Pathomechanismus weist sie unterschiedliche morphologische und funktionelle Besonderheiten auf. Die genaue Charakterisierung und Quantifizierung der jeweils vorliegenden linksventrikulären Hypertrophie kann daher oft sehr hilfreich für die Diagnosefindung sein. Die am häufigsten verwendete bildgebende Modalität zur Detektion einer linksventrikulären Hypertrophie ist die Echokardiographie; es fehlt jedoch für den klinischen Alltag ein umfassender Diagnosealgorithmus für die verschiedenen Differenzialdiagnosen der linksventrikulären Hypertrophie. Außerdem ist bei diesen Erkrankungen auch die regionale Herzfunktion, die man z. B. mittels Strain-Rate-Imaging quantifizieren kann, von diagnostischer Bedeutung. So findet sich bei der hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie eine deutlich reduzierte systolische Funktion im verdickten Septum, wohingegen bei der arteriellen Hypertonie typischerweise eine konzentrische Hypertrophie mit einem geringer ausgeprägten Septumwulst vorgefunden wird. Die echokardiographischen Charakteristika der kardialen Amyloidose sind die linksventrikuläre Verdickung („sparkling texture“) und ein kleiner Perikarderguss, meist lateral gelegen. Zusätzlich findet sich häufig eine verringerte longitudinale systolische Funktion mit einem Maximum bereits in der frühen Systole. Typischerweise findet sich bei der Friedreich-Kardiomyopathie eine konzentrische Hypertrophie mit „sparkling texture“ und fast normaler regionaler systolischer Funktion. Ein prominenter Papillarmuskel ist hinweisend auf eine Fabry-Kardiomyopathie, und ein typischer Verlauf der Strain-Rate-Kurve kann hier in einem fortgeschrittenen Stadium eine kardiale Fibrose anzeigen. Eine deutliche Hypertrabekularisierung (Verhältnis von nicht kompaktem zu kompaktem Myokard >2) in den apikalen und mittventrikulären Abschnitten des linken Ventrikels ist typisch für die Non-Compaction-Kardiomyopathie. Diese Übersichtsarbeit beschreibt die typischen Charakteristika der linksventrikulären Hypertrophie verschiedenster Ätiologie – sowohl mittels Standardechokardiographie als auch mittels „neuerer“ echokardiographischer Untersuchungsmethoden, um so für den klinischen Alltag einen Diagnosealgorithmus anzubieten.