Erschienen in:
24.02.2017 | Pneumologie | Schwerpunkt: Mikrobiom
Fäkaler Mikrobiomtransfer
verfasst von:
PD Dr. med. habil. C. Lübbert, DTM&H, B. Salzberger, J. Mössner
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 5/2017
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Zusammenfassung
Das humane intestinale Mikrobiom hat wichtige metabolische und immunologische Funktionen für den Wirt und ist Bestandteil der Abwehr von pathogenen Erregern im Gastrointestinaltrakt. Antibiotika, Probiotika, diätetische Maßnahmen wie Präbiotika sowie als relativ neu etablierte Methode der fäkale Mikrobiomtransfer (FMT) können die Zusammensetzung des intestinalen Mikrobioms beeinflussen. Als FMT wird die Übertragung von Stuhlmikroorganismen, vornehmlich Bakterien, aber auch von Bakteriophagen, Pilzen und Viren, eines gesunden humanen Spenders in den Gastrointestinaltrakt eines Patienten bezeichnet. Diese Maßnahme soll der Wiederherstellung eines normalen Darmmikrobioms bei Patienten mit einer dysbioseassoziierten Erkrankung dienen. Die bislang einzige Indikation für einen FMT ist die multipel rezidivierende Clostridium-difficile-Infektion. Über 85 % der betroffenen Patienten können in dieser Situation durch eine „Stuhltransplantation“ erfolgreich und dauerhaft geheilt werden, dagegen nur etwa 30 % durch eine konventionelle antibiotische Behandlung mit Vancomycin. Als weitere Anwendungsgebiete werden unter anderem chronisch-entzündliche und funktionelle Darmerkrankungen, Insulinresistenz oder morbide Adipositas diskutiert. Die Evaluation in klinischen Studien steht aus. Das Wissen über den optimalen Spender, die beste Dosierung und den geeignetsten Applikationsweg ist noch beschränkt. Notwendig ist eine sorgfältige Spenderselektion. Der FMT unterliegt in Deutschland dem Arzneimittelgesetz – er gilt als individuelle Heilmittelzubereitung, an deren Herstellung und Durchführung der behandelnde Arzt persönlich beteiligt sein muss. Durch Dokumentation in einem zentralen Register sollen langfristig Wirkungen und Nebenwirkungen auswertbar werden.