Erschienen in:
14.01.2020 | Übersichten
Koronarphysiologie im Herzkatheterlabor
verfasst von:
PD Dr. med. Stefan Baumann, Waldemar Bojara, Heiner Post, Tanja Rudolph, Tim Schäufele, Peter Ong, Ralf Lehmann, Constantin von zur Mühlen
Erschienen in:
Herz
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Sonderheft 1/2021
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Zusammenfassung
Die Regulation des koronaren Flusses erfolgt im Wesentlichen in den Widerstandsgefäßen der Mikrozirkulation, sodass sich die funktionelle Relevanz einer Koronarstenose aus dem Wechselspiel zwischen Stenose und nachgeschalteter Mikrozirkulation ergibt. Diese Zusammenhänge werden durch koronarphysiologische Messungen, wie die Bestimmung der iwFR („instantaneous wave-free ratio“) oder der fraktionellen Flussreserve (FFR), sehr präzise erfasst. Im Gegensatz dazu führen rein visuelle Beurteilungen der koronaren Anatomie oft zu Fehlinterpretationen und möglicherweise zu falschen Revaskularisationsentscheidungen. Entsprechend findet sich in den aktuellen Revaskularisierungsleitlinien der European Society of Cardiology (ESC) für die FFR und die iwFR eine Klasse-IA-Indikation bei intermediären Koronarstenosen mit unklarer hämodynamischer Relevanz. Dennoch wird die Methodik im klinischen Alltag oftmals nicht eingesetzt. Neben der rein hämodynamischen Beurteilung können neuartige Methoden wie Koregistrierung und koronares Mapping auch zur Planung einer perkutanen transluminalen Koronarangioplastie (PTCA), insbesondere bei Gefäßen mit diffusen Veränderungen oder seriellen Stenosen, angewandt werden. Darüber hinaus stratifiziert die invasive Flussmessung auch zwischen konservativ und interventionell zu behandelnden Patienten im akuten Koronarsyndrom, bei denen im Vergleich zur stabilen koronaren Herzkrankheit weitere Faktoren der Flusslimitation wie Spasmus, Thrombus und akute Mikrozirkulationsstörungen hinzukommen.