Erschienen in:
11.11.2019 | Apoplex | Originalien
Häufigkeit und Risikofaktoren der Post-Stroke-Demenz – eine Beobachtungsstudie zu Schlaganfallpatienten ohne vorbestehende kognitive Defizite
verfasst von:
Dr. A. Johnen, S. Räthe, H. Lohmann, K. Philipp, J. Minnerup, H. Wiendl, S. G. Meuth, T. Duning
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 2/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Studienlage über die langfristigen kognitiven Defizite nach Schlaganfällen ist heterogen und die zugrunde liegende Pathophysiologie der sog. Post-Stroke-Demenz unklar.
Ziel der Arbeit
Analyse der langfristigen kognitiven Veränderungen von Patienten nach erstmaligem Hirninfarkt und Identifikation möglicher Risikofaktoren für die Entwicklung einer Post-Stroke-Demenz.
Material und Methoden
Insgesamt 66 Patienten im Alter von 54 bis 87 Jahren, anamnestisch ohne Hinweise auf eine vorbestehende Demenz und mit milder klinischer Symptomatik, wurden innerhalb einer Woche nach erstmaligem ischämischem Hirninsult und im Mittel ein halbes Jahr später ausführlich neuropsychologisch untersucht. Demografische, klinische und paraklinische Parameter wurden als mögliche Risikofaktoren für langfristige kognitive Beeinträchtigungen evaluiert.
Ergebnisse
Auf Gruppenebene ergaben sich im zeitlichen Verlauf signifikante Verbesserungen in den meisten untersuchten kognitiven Domänen. Die stärkste Leistungsverbesserung zeigte sich in der visuell-räumlichen Verarbeitung. Auf individueller Ebene waren unmittelbar nach dem Hirninsult 54,5 % der Patienten alltagsrelevant kognitiv beeinträchtigt (z-Wert < −2 in mindestens 2 kognitiven Domänen), zum Zeitpunkt der Folgeuntersuchung noch 16,7 %, wobei lediglich 2 Patienten (3 %) eine neu aufgetretene kognitive Beeinträchtigung im Sinne einer Post-Stroke-Demenz entwickelt hatten. Patienten, die sich kognitiv weniger gut verbesserten, hatten tendenziell eine prädiabetische Stoffwechsellage sowie Ischämien, die sich auf mehrere vaskuläre Stromgebiete verteilten.
Diskussion
Das Risiko, nach erstmaligem ischämischem Hirninsult langfristig persistierende kognitive Defizite von demenziellem Ausprägungsgrad („Post-Stroke-Demenz“) zu entwickeln, scheint für Schlaganfallpatienten ohne vorbestehende kognitive Beeinträchtigung und mit gering bis mittelgradiger Schlaganfallsymptomatik niedrig zu sein. Mögliche Risikofaktoren für langfristige kognitive Beeinträchtigungen sind die Größe des Infarktareals sowie eine prämorbide (prä‑)diabetische Stoffwechsellage.