Erschienen in:
01.03.2016 | Zytostatische Therapie | Leitthema
Metastasenchirurgie – anatomische und ethische Grenzen
Besonderer Aspekt: Oligometastasierung
verfasst von:
A. Perrakis, Dr. T. A. Juratli, W. Hohenberger, R. S. Croner, G. Schackert
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 3/2016
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Zusammenfassung
Aufgrund interdisziplinärer, multimodaler Therapieoptionen ist die Resektion von Metastasen heute bei ausgewählten Patienten mit multilokulärer Metastasierung sinnvoll. Anatomische Grenzen scheinen dabei durch Verwendung moderner chirurgischer Operationstechniken zu verschwinden. Die Spezifizierung der Eingriffe durch exakte präoperative Diagnostik ermöglicht komplexe Operationen mit überschaubarer Komplikationsrate. Dennoch ist Umsicht geboten, da nicht jede technisch machbare Metastasenresektion letztlich auch dem Patienten hilft und damit auch onkologisch sinnvoll ist. Im Zentrum des Handelns muss immer der Nutzen für den Patienten stehen. Der gewissenhafte Chirurg sollte den Patienten vor dem Hintergrund seiner individuellen Situation, der Krankheitsdynamik und bestehender Alternativen beraten. Entscheidend ist dabei, jene Kandidaten zu identifizieren, welche im Umfeld einer Risiko-Nutzen-Abwägung von einer Operation profitieren. Dies ist eine der wesentlichen künftigen Herausforderungen und darf in keinem Fall von unbegründeten Hoffnungen und Erwartungen des Patienten getrieben werden. Das letzterwähnte Prinzip gilt ebenfalls für zerebrale Metastasen, die die häufigsten Tumoren im Gehirn darstellen. Eine individualisierte Therapie der Hirnmetastasen hat das Ziel, ein Langzeitüberleben (≥ 24 Monate) mit einer guten Lebensqualität zu erzielen. Unter diesem Aspekt ist die chirurgische Therapie als eine wichtige Therapieoption, insbesondere von Einzel- bzw. Oligometastasen, zu betrachten. Auch Patienten mit Rezidivmetastasen profitieren von einer Operation, wenn alle Tumoren entfernt werden können und der Karnofsky-Score > 70 liegt, mit dem Ergebnis, dass auch in diesen Patientengruppen ein nicht kleiner Anteil an Langzeitüberlebern beobachtet werden konnte.