Erschienen in:
23.05.2018 | Thrombose | Leitthema
Katheterbasierte Fibrinolysetherapie bei tiefer Beinvenenthrombose
Wirksam oder nur gefährlich?
verfasst von:
Prof. Dr. K. Kröger, Dr. G. Gäbel
Erschienen in:
Gefässchirurgie
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Ausgabe 4/2018
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Zusammenfassung
Die akute tiefe Becken-Bein-Venenthrombose (TVT) ist eine in der Regel nicht tödlich verlaufende Erkrankung, die einen lebenslangen Schaden im Sinne eines postthrombotischen Syndroms (PTS) hinterlassen kann. Im Moment steht die konservative Therapie mit Antikoagulation und Kompression und Mobilisation als sicherste Therapieform im Mittelpunkt aller Empfehlungen. Das Ausmaß der Thrombose und die Thrombuslokalisation werden dabei einfach ignoriert. Die systemische und die katheterbasierte fibrinolytische Therapie einer akuten proximalen TVT mit und ohne mechanische Unterstützung ist möglich, wird aber in den nationalen und internationalen Leitlinien nicht als Therapie der Wahl beschrieben. Die Anzahl randomisierter kontrollierter Studien ist begrenzt. Die zuletzt publizierte ATTRACT-Studie („Adjunctive Catheter-Directed Thrombolysis“) mit 692 Patienten aus 56 Zentren zum Nutzen der „pharmacomechanical catheter-directed thrombolysis“ (PCDT) zeigt ein negatives Ergebnis. Der primäre Endpunkt der Studie war das Auftreten eines PTS nach 2 Jahren und wurde bei 47 % in der PCDT-Gruppe + Antikoagulation und 48 % in der Kontrollgruppe mit alleiniger Antikoagulation beobachtet (Risikoverhältnis, 0,96; 95 %-Konfidenzintervalll 0,82–1,11; p = 0,56). Andererseits war die PCDT mit signifikant mehr größeren Blutungen innerhalb der ersten 10 Tage verbunden (1,7 % vs. 0,3 % der Patienten, p = 0,049). Zusammenfassend lässt sich daher sagen, auch wenn die fibrinolytische Therapie der akuten Beckenvenenthrombosen ein vielversprechender Ansatz zur Vermeidung eines PTS ist, ist dies eine Therapie, die mit einem signifikant erhöhten Blutungsrisiko einen Teil der Vene rekanalisiert, ohne dass der Mehrwert dieser Rekanalisation für den Patienten im Sinne einer Verbesserung der langfristigen Lebensqualität wissenschaftlich belegt ist.