Erschienen in:
10.08.2023 | Skoliose | Originalien
Die historische Differenzialdiagnose der ‚hysterischen Skoliose‘
verfasst von:
Dr. med. Beato Suwa
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 12/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war die Differenzialdiagnose der ‚hysterischen Skoliose‘ im deutschsprachigen Raum durchaus üblich. Man ging dabei ursprünglich von dem Krankheitskonzept aus, dass einzelne Fälle von Skoliosen durch psychogene Kontrakturen entstanden wären und unterschied nicht konsequent zwischen den damals relativ häufigen psychogenen Haltungsanomalien auf der einen Seite und echten Skoliosen (z. B. mit neuropathisch-muskulärer Genese) auf der anderen Seite.
Ziel der Arbeit
Diese Arbeit möchte aus heutiger Perspektive die historische Differenzialdiagnose der ‚hysterischen Skoliose‘ kritisch thematisieren.
Material und Methoden
Diese Arbeit basiert einerseits auf Literaturrecherchen historischer Zeitschriften und anderer Werke, etwa aus der Zeit der Jahrhundertwende um 1900. Auf der anderen Seite basiert diese Arbeit auf der Auswertung eines kürzlich entdeckten Originalmaterials.
Ergebnisse
Bei dem Originalmaterial handelt es sich um einen Brief von H. Schlesinger an G. Muskat, der in Schlesingers Zeitschrift einen Artikel über ‚die hysterische Skoliose‘ veröffentlichte.
Diskussion
Offensichtlich führte das medizinisch verkehrte Krankheitskonzept, auf welchem die Differenzialdiagnose der ‚hysterischen Skoliose‘ basierte, zu deutlichen diagnostischen Ungenauigkeiten und Problemen. Insgesamt kann die Diagnose der ‚hysterischen Skoliose‘ als frühe Form einer jugendpsychiatrischen ‚Modediagnose‘ zur Zeit der Jahrhundertwende um 1900 eingeordnet werden.