Erschienen in:
17.07.2023 | Psychopharmakotherapie | Leitthema
Psychopharmakotherapie in Schwangerschaft und Stillzeit – Teil I: Schwerpunkt Schwangerschaft
Möglichkeiten der Unterstützung durch therapeutisches Drug-Monitoring
verfasst von:
PD Dr. med. Michael Paulzen, Georgios Schoretsanitis
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 9/2023
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Zusammenfassung
Die medikamentöse Therapie psychischer Störungen in der Schwangerschaft und Stillzeit erfordert besondere Kenntnisse über mögliche Auswirkungen der Psychopharmakotherapie auf den intrauterin exponierten Embryo/Fetus. Daher widmet sich dieser erste Beitrag zunächst schwerpunktmäßig dem Einsatz von Psychopharmaka während der Schwangerschaft. Im zweiten Teil wird das Thema Psychopharmaka während der Stillzeit behandelt. Mögliche substanzspezifische Risiken sind bei ihrem Einsatz dem natürlichen Risiko für Schwangerschaftskomplikationen, Geburtskomplikationen und neonatale Komplikationen, das mit der jeweiligen (unbehandelten) psychischen Erkrankung verbunden ist, gegenüberzustellen. Pharmakokinetische Veränderungen während Schwangerschaft erfordern eine besondere Fokussierung auf Arzneimitteltherapiesicherheit und den Behandlungserfolg. Gegenwärtig ist weder von der Europäischen Arzneimittelkommission (EMA) noch von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) ein Psychopharmakon zum Gebrauch während der Schwangerschaft oder Stillzeit zugelassen. Die Betrachtung der Risikoprofile aller während dieser Zeit „off-label“ verordneten Psychopharmaka ist wichtig. Zum Einsatz kommen trotz fehlender Zulassung vor allem Antidepressiva, Antipsychotika und Stimmungsstabilisierer. Der vorliegende erste Teil des Beitrags verschafft einen Überblick über die am häufigsten angewandten Substanzgruppen während der Schwangerschaft und deren besondere Charakteristik. Mit therapeutischem Drug-Monitoring (TDM) wird zudem ein Instrument vorgestellt, das in der Schwangerschaft, später auch in der Stillzeit, nicht nur aufgrund der sich verändernden Pharmakokinetik einen unterstützenden Beitrag zur Arzneimitteltherapiesicherheit und Therapieeffektivität bieten kann. Hierbei erlaubt die Messung von Wirkstoffkonzentrationen auch eine bessere Abschätzung des intrauterinen und postpartalen Expositionsrisikos. Trotz aller klinischen Unterstützungsmöglichkeiten bleibt jede Entscheidung für die Gabe eines Psychopharmakons natürlich eine Einzelfallentscheidung. Für die an der Behandlung Beteiligten bedeutet dies ein sorgfältiges Abwägen zwischen den möglichen Konsequenzen einer Nichtbehandlung und den möglichen Folgen des Einsatzes einer Psychopharmakotherapie.