Erschienen in:
01.03.2015 | CME Zertifizierte Fortbildung
Mikrobiell verursachte Endokarditis
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. D. Horstkotte, C. Piper
Erschienen in:
Herz
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Die mikrobielle Besiedelung kann native Herzklappenstrukturen oder intrakardial implantiertes Fremdmaterial (Herzklappenprothesen oder Elektroden = polymerassoziierte Endokarditis, PIE) betreffen. Allgemeine Krankheitssymptome bestehen bei nahezu allen, kontinuierliches oder remittierendes Fieber bei rund 90% der Patienten. Ein bei etwas mehr als der Hälfte der Betroffenen vorhandenes, neu aufgetretenes Herzklappeninsuffizienzgeräusch ist diagnostisch wegweisend. Regelhaft finden sich Leukozytose, BSG- und CRP-Erhöhungen. Unabhängig vom Fieberverlauf sind vor einer Antibiotikabehandlung mindestens drei Blutkulturpaare zu entnehmen. Die Erregeridentifikation bis zur Spezies und die Testung der minimalen Hemmkonzentration im quantitativen Reihenverdünnungstest sind obligat. Grampositive Erregerspezies (Streptokokken, Staphylokokken, Enterokokken) dominieren wegen ihrer besonderen Adhäsionsfähigkeit an endokardständigen Thromben. Eine transthorakale Echokardiographie ist bei jedem Endokarditisverdacht dringlich durchzuführen. Bei möglicher Beteiligung intrakardialer Implantate, unzureichender Bildqualität oder unbestätigtem Endokarditisverdacht ist eine transösophageale Echokardiographie unverzichtbar. Eine unzureichende Therapiedauer bedingt die Gefahr der Rezidivinfektion, sodass eine 4-wöchige, bei Beteiligung von Polymermaterial 6-wöchige intravenöse Therapie die Regel ist. Treten typische Komplikationen wie lokal unkontrolliert verlaufende Infektionen (z. B. Abszessnachweis), systemische Thromboembolien, ZNS-Beteiligung, schwere akute Klappeninsuffizienzen und/oder mitrale Abklatschvegetationen bei primärer Aortenklappenendokarditis hinzu, verbessert eine dringliche Operation die Prognose. Bei PIE erschwert die Interaktion von Polymermaterial, Biofilmen und Bakterienoberflächen die antibiotische Sanierung, sodass eine unverzügliche komplette Entfernung allen Polymermaterials bzw. des gesamten Implantats therapeutischer Standard ist.