Zusammenfassung
Systematische Reviews und Metaanalysen bestätigen die hohe Assoziation von Frakturen bei jungen Kindern und multiplen Frakturen mit Kindesmisshandlungen. Nach Schätzungen beruhen etwa 8–12 % aller Frakturen bei Kindern und 12–20 % aller Frakturen bei Säuglingen und Kleinkindern auf einer Misshandlung, etwa jede 2.–4. Fraktur im 1. Lebensjahr, darunter wiederum die meisten bei prämobilen Säuglingen in einem Alter unter 4 Monaten. Misshandlungsbedingte Frakturen betreffen überwiegend Kinder unter 3 Jahren: 55–70 % werden bei Kindern unter einem Jahr gefunden, 80 % bei Kindern unter 18 Monaten. Akzidentelle Frakturen hingegen betreffen häufiger ältere Kinder. Sie werden zu 2 % bei Kindern unter 18 Monaten beobachtet, zu 85 % hingegen bei über 5-jährigen Kindern. Grundsätzlich korrelieren abnehmendes Alter und abnehmende Mobilität mit einer Zunahme der Wahrscheinlichkeit, dass eine Misshandlung zugrunde liegt. Etwa 40 % der Frakturen sind klinisch unerwartet („Zufallsbefunde“) und ohne adäquate Anamnese hochverdächtig. Es liegt eine hohe Koinzidenz mit anderen Misshandlungsformen vor. Insbesondere Opfer nichtakzidenteller Schädel-Hirn-Verletzungen weisen zusätzliche Frakturen auf.