Personen, die sich einer Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) unterziehen, haben ein geringes Risiko, eine infektiöse Endokarditis zu entwickeln, legt eine aktuelle Studie nahe. Tritt jedoch eine Infektion auf, kann dies schwerwiegende Folgen haben.
Patienten, die nach einer TAVI eine Endokarditis entwickelten, hatten im Vergleich zu denjenigen, bei denen dies nicht der Fall war, ein deutlich erhöhtes Mortalitäts- und Schlaganfall-Risiko (Hazard Ratio: 6,55 bzw. 4,03), fand ein Schweizer Forscherteam um Dr. Stefan Stortecky vom Universitätsspital Bern heraus.
Die Inzidenz infektiöser Endokarditiden betrug 1 Fall pro 100 Personenjahre über einen Zeitraum von fünf Jahren. Unabhängige Prädiktoren für das Auftreten der Erkrankung waren jüngeres Alter, männliches Geschlecht, keine Ballonvalvuloplastie vor der Klappenimplantation und die Durchführung der TAVI in einem Katheterlabor statt in einem hybriden Operationssaal.
Oft vergeht ein halbes Jahr bis zur Infektion
Die Datenbasis der Studie waren mehr als 7.200 Patienten, die in 15 Schweizer Krankenhäusern eine TAVI erhalten hatten und in das SwissTAVI-Register aufgenommen wurden. Ihr Endokarditis-Risiko war in der frühen periprozeduralen Phase am größten: Im Schnitt trat die Infektion sechs Monate nach dem Eingriff auf.
Zu den häufigsten mit Infektionen assoziierten Mikroorganismen gehörten Streptococcus spp. (29%), gefolgt von Enterococcus spp. (26%) und Staphylococcus aureus (22%). Bei früh auftretender infektiöser Endokarditis waren Enterococcus spp. am häufigsten (33%). Obwohl 93% der Patienten, die eine Endokarditis entwickelten, eine Antibiotikaprophylaxe erhalten hatten, fanden die Forscher mithilfe von Antibiogrammen heraus, dass sie bei fast der Hälfte von ihnen nicht wirkte.
Breitere mikrobielle Prophylaxe nötig?
Bei Aortenklappenrekonstruktionen dagegen seien Staphylococcus aureus und Koagulase-negative Staphylokokken die häufigsten mit einer Endokarditis korrelierenden Mikroorganismen, seltener seien Streptokokkeninfektionen, so Stortecky und Kollegen. „Wir können nur spekulieren, warum diese Unterschiede auftreten. Es könnte möglicherweise mit dem Alter der Patienten oder der Beschaffenheit der Haut an der Zugangstelle zusammenhängen.“ Jedenfalls weise es auf die Notwendigkeit hin, die mikrobielle Prophylaxe bei einigen TAVI-Patienten zu erweitern.
„Die Ergebnisse sollten die einzelnen Zentren dazu veranlassen, zu prüfen, ob ihr Antibiotika-Prophylaxe-Regime ausreicht, um TAVI-Patienten vor lokalen Isolaten von Enterokokken zu schützen“, schreiben Prof. Bernard Prendergast und Kollegen in einem begleitenden Kommentar.
Zudem weisen sie auf das erhöhte Infektionsrisiko hin, das im Zusammenhang mit im Katheterlabor durchgeführten TAVI beobachtet wurde. Interventionelle Kardiologen sollten deshalb sicherstellen, dass sie sich an den „Best Practices“ eines Operationssaals orientieren, etwa bezüglich Steriltechnik, Vorbereitung der Wunde oder dem Tragen von Handschuhen, raten sie.