Erschienen in:
21.07.2022 | Schwerpunkt
Herz und Diabetes
Thrombozytenfunktion und antithrombozytäre Therapie bei chronischer Nierenerkrankung
verfasst von:
Dr. med. Martin Berger, Constance C. F. M. J. Baaten, Heidi Noels, Nikolaus Marx, Katharina Schütt
Erschienen in:
Herz
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Ausgabe 5/2022
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Zusammenfassung
Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung (CKD) haben ein erhöhtes Thromboserisiko, und etwa 50 % dieser Patienten mit fortgeschrittener Nierenerkrankung versterben durch eine kardiovaskuläre Erkrankung. Parallel zum erhöhten Thromboserisiko haben Patienten mit CKD – insbesondere bei fortgeschrittener CKD – ein erhöhtes Blutungsrisiko, welches parallel zur Verschlechterung der Nierenfunktion zunimmt. Durch diesen parallel bestehenden prohämorrhagischen/prothrombotischen Phänotyp ist die antithrombozytäre Therapie im Alltag schwierig, und Daten zeigen, dass CKD-Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) weniger häufig einer leitliniengerechten Therapie zugeführt werden. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind zum jetzigen Zeitpunkt unzureichend verstanden, und sowohl thrombozytenabhängige als auch -unabhängige Mechanismen werden diskutiert. Entsprechend gibt es keine spezifische Therapie oder Therapiestrategien für Patienten mit CKD. Zudem sind CKD-Patienten in den Registrierungsstudien zur antithrombozytären Therapie unterrepräsentiert, und für Patienten mit fortgeschrittener CKD (CKD ≥ 4) gibt es keine Daten aus randomisierten Studien. Aktuelle Leitlinienempfehlungen beruhen somit auf Subgruppenanalysen und Observationsstudien. Zudem bleiben Fragen zur Dauer der Therapie, zu Risikoscores zur Abschätzung des Blutungsrisikos und zum potenziellen Nutzen von Deeskalierungs- und Eskalierungsstrategien unbeantwortet und sollten in Zukunft verstärkt in den Fokus genommen werden.