Erschienen in:
01.12.2010 | Schwerpunkt/CME
Diagnostik und Therapie der Endokarditis
Aktuelle ESC-Leitlinie
verfasst von:
Dr. B. Plicht, R. Erbel
Erschienen in:
Herz
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Ausgabe 8/2010
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Zusammenfassung
Um dem aktuellen Erkenntnisstand auf dem Gebiet der infektiösen Endokarditis gerecht zu werden und differierende nationale Leitlinien zu harmonisieren, sind 2009 neue Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie erschienen, die aktuell durch einen Kommentar der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie für den deutschsprachigen Raum adaptiert worden sind. Wesentliche Neuerungen sind unter anderem bei der Endokarditisprophylaxe, der Therapie von Endokarditiden durch Staphylococcus aureus und der Indikationsstellung zur operativen Sanierung zu verzeichnen.
Aufgrund einer stark eingeschränkten Evidenzlage wird die prophylaktische Verabreichung von Antibiotika zur Verhinderung von Bakteriämien bei Risikoeingriffen nur noch bei Patienten mit dem höchsten Infektionsrisiko und dem höchsten Risiko für einen schweren bis letalen Verlauf einer Endokarditis empfohlen. Auch die betroffenen Eingriffe wurden auf Zahnbehandlungen mit hoher Bakteriämiewahrscheinlichkeit reduziert.
Bei Endokarditiden durch S. aureus wird der früher empfohlene Einsatz von Gentamicin aufgrund der hohen Nephrotoxizität nur noch als optional gesehen. Bei Methicillin-Resistenz wird der Einsatz von Daptomycin als Alternative zum Vancomycin diskutiert, während bei Methicillin-Sensibilität die Verwendung von Betalaktam-Antibiotika definitiv bevorzugt wird.
Erstmals werden in den aktuellen Leitlinien konkrete Zeitpunkte und Risikokonstellationen für die chirurgische Sanierung diskutiert. So wird zum Beispiel als Notfallindikation mit Durchführung des Eingriffs innerhalb von 24 Stunden der durch Klappenvitien verursachte, therapierefraktäre kardiogene Schock angesehen.