Erschienen in:
01.08.2012 | Schwerpunkt
Akute tubulointerstitielle Nephritis als hypererge Reaktion der Niere
verfasst von:
Prof. Dr. A. Schwarz, J.U. Becker, H. Haller
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 8/2012
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Zusammenfassung
Die akute tubulointerstitielle Nephritis wurde in der Vergangenheit ausschließlich früh im Verlauf von Infekten beobachtet. Mit dem Aufkommen der Antibiotika wurde diese Erkrankungsform selten. Umgekehrt wuchs die Bedeutung der medikamentenassoziierten akuten tubulointerstitiellen Nephritis, heute die häufigste Form und Ausdruck einer hyperergen Reaktion der Niere. Als dritte Form tritt die akute tubulointerstitielle Nephritis bei systemischen autoimmunen Erkrankungen auf, z. B. bei der idiopathischen tubulointerstitiellen Nephritis oder im Rahmen des Sjögren-Syndroms mit distaler tubulärer Azidose. Zu den Symptomen und Befunden der medikamenteninduzierten Form zählen in stark wechselndem Ausmaß Fieber, Flankenschmerzen, Mikro- oder Makrohämaturie und ein meist steiler Kreatininanstieg. Histologisch finden sich ein interstitielles Ödem und ein interstitielles lymphozytenreiches Zellinfiltrat mit Tubulitis. Die Symptome können subklinisch sein oder auch fehlen. Meist kommt es zur Remission, gelegentlich nur zur Teilremission oder zum Übergang in eine chronische interstitielle Nephritis. Risikofaktoren hierfür sind u. a. eine späte Diagnose, rezidivierende Episoden und der begleitende Gebrauch von Analgetika oder Aristolochia-haltigen Kräutern. Je akuter und ausgeprägter die klinischen Symptome auftreten, desto früher erfolgt die Diagnose und desto besser ist daher die Prognose. Eine passagere Steroidbehandlung kann die Rückbildung fördern.