Erschienen in:
01.02.2011 | Evidenzbasierte Medizin
3-Jahres-Ergebnisse der SYNTAX-Studie
Update und Folgen
verfasst von:
PD Dr. A.J. Rastan, F.W. Mohr
Erschienen in:
Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie
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Ausgabe 1/2011
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Zusammenfassung
Die SYNTAX-Studie hatte zum Ziel, für Patienten mit koronarer Dreigefäßerkrankung und/oder Hauptstammstenose die moderne Bypassoperation („coronary artery bypass grafting“, CABG) mit der primären Revaskularisationsstrategie einer perkutanen koronaren Intervention („percutaneous coronary intervention „, PCI) unter Verwendung von Placitaxel-beschichteten Stents zu vergleichen. Die Vergleichsergebnisse nach 3 Jahren zeigen nun für die Gesamtkohorte der 1800 randomisierten Patienten (CABG=897, PCI=903 Patienten) unverändert eine signifikant geringere Rate schwerwiegender unerwünschter kardialer und zerebrovaskulärer Ereignisse („major adverse cardiac and cerebrovascular events“, MACCE) für die CABG-Patienten: die MACCE-Rate lag für die bypassoperierten Patienten bei 20,2%, für die PCI-Patienten hingegen bei 28,0% (p<0,001). In einer differenzierten Analyse zeigte sich dabei, dass anders als noch nach dem ersten Jahr die Rate der Herzinfarkte im zweiten (0,1 vs. 1,2%) und dritten Jahr (0,3 vs. 1,2%) und somit auch insgesamt (3,6 vs. 7,1%; p=0,002) für die CABG-Patienten signifikant geringer war. Die Rate erneuter koronarer Revaskularisationen nach 3 Jahren betrug für die PCI-Patienten kumulativ 19,7% und war damit nahezu doppelt so hoch wie für die Bypasspatienten mit 10,7% (p<0,001). Im Unterschied zum ersten Jahr war nach Ablauf von 3 Jahren die kumulative Inzidenz zerebrovaskulärer Ereignisse nicht mehr signifikant zuungunsten der Operation (CABG 3,4 vs. PCI 2,0%; p=0,07).
Unterteilt nach der unterschiedlichen Komplexizität der koronaren Herzerkrankung, wie sie mittels des SYNTAX-Scores quantifiziert wurde, ergab eine Post-hoc-Analyse, dass die Ergebnisse der PCI sehr stark von der Höhe des SYNTAX-Scores abhingen, während dieser auf die Früh- und Spätergebnisse der Bypasschirurgie keinerlei Einfluss ausübte.
Die weitere Differenzierung der randomisierten Gesamtpopoulation ergab ferner, dass für Patienten mit einer isolierten koronaren Dreigefäßerkrankung die Ergebnisse der PCI deutlich unbefriedigender waren als für Patienten mit einer Hauptstammstenose als isoliertem Befund oder in Kombination mit einer Ein- oder Zweigefäßerkrankung. Die Ergebnisse der wenig komplexen Hauptstammstenosen waren dabei im Trend nach 3 Jahren sogar teilweise etwas günstiger als für die Chirurgie. Dieses Ergebnis hat im vergangenen Jahr zu einer lebhaften Diskussion über die primäre Revaskularisationsstrategie der anatomisch günstigen Formen der Hauptstammstenose (Ostium- oder Schaftstenosen) geführt, die zuletzt in einer Neubewertung als IIa-Indikation für die PCI durch das Europäische Leitlinienkomitee mündete.