Erschienen in:
01.02.2010 | Leitthema
Veränderungen von Wissen, Einstellungen und Rauchverhalten bei Jugendlichen in Deutschland
Ergebnisse wiederholter Repräsentativbefragungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
verfasst von:
Dipl.-Psych. B. Orth, J. Töppich
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 2/2010
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Zusammenfassung
Nach einem Anstieg des Tabakkonsums bei 12- bis 17-jährigen Jugendlichen zwischen 1993 und 1997 wurden in Deutschland verschiedene strukturelle und verhaltenspräventive Maßnahmen (Policy-Mix) implementiert. Teil dieses „Policy-Mix“ ist die „rauchfrei“-Jugendkampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), eine Kombination aus reichweitenstarken Medien sowie personalkommunikativen und settingbezogenen Interventionen. Ziel ist es, bei Jugendlichen den Einstieg in das Rauchen zu verhindern und den Ausstieg aus dem Rauchen frühzeitig zu fördern. Dazu sollen, ausgehend von einem mehrstufigen Interventionsmodell, bei Jugendlichen eine hohe Maßnahmenreichweite sowie Veränderungen von Wissen, Einstellungen, sozialen Normen und Verhaltensabsichten erzielt werden. Mit wiederholten repräsentativen Querschnittsbefragungen werden in Anlehnung an das Interventionsmodell die Entwicklung dieser Indikatoren und des Tabakkonsums untersucht. Im Zeitraum von 2003 bis 2008 wurden in fünf Studien jeweils zwischen 1220 und 2780 zufällig ausgewählte 12- bis 17-jährige Jugendliche mit computergestützten Telefoninterviews befragt. Der Anteil Jugendlicher, die durch Informationsangebote zum Thema „Nichtrauchen“ erreicht werden, hat sich von 2003 bis 2008 erhöht. Auch hat sich die Teilnahme an schulischen Präventionsmaßnahmen erhöht. Das Wissen um Schadstoffe im Zigarettenrauch und der Anteil Jugendlicher, die aktives beziehungsweise passives Rauchen als gesundheitsschädlich einschätzen, haben zugenommen. Bei Jugendlichen, die noch nie geraucht haben, sind zudem die eigene und die im sozialen Umfeld wahrgenommene Einstellung zum Rauchen kritischer geworden. Der Anteil rauchender Jugendlicher ist von 27,5% (2001) auf 15,4% (2008) deutlich zurückgegangen und das Nierauchen von 40,5% (2001) auf 60,6% (2008) stark gestiegen. Die Veränderung von wissensbasierten Risikobewertungen, Einstellungen und sozialen Normen sollte weiter durch massen- und personalkommunikative sowie settingbezogene und verhältnispräventive Maßnahmen gefördert werden. Zur Förderung des Ausstiegs aus dem Rauchen müssen rauchende Jugendliche mit geeigneten, verhaltenspräventiven Interventionen motiviert und überzeugt werden.