19.04.2024 | Zystische Fibrose | Leitthema
Geschichtlicher Abriss der Mukoviszidose
verfasst von:
Prof. Dr. med. Burkhard Tümmler
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Zusammenfassung
Die Mukoviszidose, syn. zystische Fibrose (CF), ist eine unbehandelt lebensbegrenzende Multisystemerkrankung der exokrinen Drüsen mit autosomal-rezessivem Erbgang. Sie wird ausgelöst durch Mutationen des Gens, das für den „Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator“ (CFTR) kodiert. Die häufigste Mutation, die Dreibasendeletion p.Phe508del, entstand vor ca. 50.000 Jahren bei modernen Menschen der nordafrikanisch-kleinasiatisch-eurasischen Populationen und breitete sich in Europa v. a. nördlich der Alpen aus. Seit dem 17. Jh. wurden Aspekte der Erkrankung in der medizinischen Literatur beschrieben, aber es dauerte bis in die 30er-Jahre des 20. Jh., bis der Schweizer Kinderarzt Fanconi und die US-amerikanische Pathologin Andersen das Krankheitsbild definierten. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurden die Bausteine der symptomorientierten Therapieprogramme entwickelt, die die tödliche Erkrankung im Säugling- und Kleinkindalter schrittweise in eine chronische Erkrankung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen überführten. Das ursächlich defekte CFTR-Gen wurde in den 1980er-Jahren entdeckt. Seit 2020 können die meisten CF-Patienten mit CFTR-Modulatoren behandelt werden. Unter der Therapie schwächen sich Symptome und krankheitstypische Progression so stark ab, dass der künftigen Generation der CF-Patienten eine normale Lebenserwartung vorhergesagt wird.