Erschienen in:
08.03.2024 | Vorhofflimmern | Arzneimitteltherapie
Arzneimitteltherapie von arterieller Hypertonie und Vorhofflimmern bei gebrechlichen Patienten
Gibt es neue Erkenntnisse und Empfehlungen?
verfasst von:
Ursula Müller-Werdan
Erschienen in:
Die Innere Medizin
|
Ausgabe 5/2024
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Gebrechliche alte Menschen gelten als besonders gefährdet, eine unerwünschte Arzneimittelwirkung zu erleiden. Empirische Studien belegen die erhöhte Rate unerwünschter Arzneimittelwirkungen. Ob „frailty“ per se den Arzneimittelmetabolismus beeinträchtigt oder führend die zugrunde liegenden Organalterungsprozesse und die Multimorbidität, kann nach aktueller Datenlage nicht sicher beantwortet werden. Herz-Kreislauf-Erkrankungen weisen eine erhebliche Verflechtung mit „frailty“ auf. So gibt es eine überproportionale syndromale Interdependenz zwischen Herzinsuffizienz und „frailty“, und die typischen Alterungsprozesse des Sinusknotens können als „heartbeat frailty“ interpretiert werden. Die geriatrietypische Multimorbidität beinhaltet häufig einen Cluster chronischer Herz-Kreislauf-Erkrankungen, was oftmals auch bedarfsgerecht zur Multimedikation mit Einsatz mehrerer kardiovaskulärer Medikamente führt. Neuere Definitionen der „Polypharmazie“ bewerten weniger die Zahl der Medikamente als deren Angemessenheit. Eine praxisorientierte Bewertungshilfe bieten unter anderem die Fit-fOR-The-Aged(FORTA)-Liste, die PRISCUS‑2.0‑Liste sowie die „Cochrane Library Special Collection on deprescribing“. Bei der Behandlung der arteriellen Hypertonie wurden in den letzten Jahren die Zielwerte auch für ältere Menschen immer niedriger angesetzt. Bei gebrechlichen alten Menschen hingegen geben die Leitlinien keinen starren Blutdruckzielkorridor vor, die Verträglichkeit ist hier das Entscheidende. Bei der Einleitung einer antihypertensiven Therapie kann bei gebrechlichen Personen – abweichend vom Regelfall einer Zweifachkombination – eine Monotherapie erwogen werden. In der OPTIMISE-Studie führte das Absetzen eines Blutdruckmedikaments nicht zu einer besseren Verträglichkeit der medikamentösen Therapie. In Bezug auf die Nutzen-Risiko-Bewertung von neuen oralen Antikoagulanzien im Vergleich zu Vitamin-K-Antagonisten in der Antikoagulation bei gebrechlichen alten Menschen mit Vorhofflimmern kommen aktuelle Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen. Ein „shared decision-making“ wird empfohlen, was gerade bei betagten Personen die Adhärenz verbessern könnte.