Zu einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung gehört eine klare und effektive Kommunikation, die auch im Fall von Sprachbarrieren ausreichend sichergestellt werden muss. Die Weiterentwicklung der Digitalisierung hat auch hier neue Möglichkeiten für den Gesundheitsbereich mit sich gebracht, sowohl in der Patientenkommunikation als auch für den Bereich der wissenschaftlichen Publikationen. Eine dieser neuen Technologien ist die maschinelle Übersetzung durch Programme wie beispielsweise Google Translate. Dabei handelt es sich um ein kostenloses Online-Werkzeug, das es ermöglicht, Texte und Wörter in zahlreiche unterschiedliche Sprachen zu übersetzen.
Diese maschinelle Übersetzung kann grundsätzlich auch in der Medizin eine effektive Möglichkeit sein, sprachliche Hindernisse zu überwinden und die Kommunikation zwischen ÄrztInnen und PatientInnen zu verbessern oder überhaupt erst zu ermöglichen. Jedenfalls aber ist es von großer Bedeutung, die Grenzen und Nachteile sowie auch die rechtlichen Aspekte der Nutzung von maschinellen Übersetzungsprogrammen in der gelebten medizinischen Praxis zu berücksichtigen. Tatsächlich gibt es erst wenige Publikationen, die sich mit diesem Thema befassen.
Zusammenfassung der Publikation
Ziel dieser Publikation ist die systematische Auswertung von Studien über die Verwendung von maschinellen Übersetzungsprogrammen, speziell im Bereich der Primärversorgung. Im Rahmen einer Metaanalyse wurden insgesamt 7186 Arbeiten identifiziert, jedoch nur 46 (0,64 %) in diese Auswertung einbezogen, wobei die früheste Studie aus dem Jahr 2009 stammt. Die meisten Studien (37 %) diskutierten die Anwendung von maschinellen Übersetzungen auf vorhandene Informationsmaterialien in der Primärversorgung, die nur zur einseitigen Kommunikation erstellt wurden. Fast drei Viertel (74 %) der Artikel widmeten sich dem technischen Teil der Übersetzung in eine Sprache (hauptsächlich Englisch), während keine Publikation die rechtlichen Auswirkungen der Verwendung von maschineller Übersetzung untersuchte.
Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung, dass der Einsatz von Übersetzungsprogrammen in der Primärversorgung die sprachliche Erreichbarkeit unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen unter bestimmten Voraussetzungen erleichtern kann. Die Übersetzungsqualität aktueller kommerzieller Übersetzungsprogramme wie etwa z. B. Google Translate oder DeepL ist dann ausreichend, wenn das menschliche Postediting ein obligater Schritt im Übersetzungsprozess ist. Für dieses nachträgliche Überarbeiten von eventuell sensiblem Material sind neben ausreichenden Sprachkenntnissen auch ausreichende inhaltliche Kenntnisse erforderlich. Unbeaufsichtigte maschinelle Übersetzung wird grundsätzlich nicht empfohlen. Untersuchungen dazu, ob maschinell übersetzte Texte unterschiedlich von den Adressaten aufgenommen werden, fehlen ebenso wie Untersuchungen in Kommunikationsszenarien, die eine Reaktion der Adressaten überprüfen.
Die Verwendung von softwarebasierten Übersetzungen wie Google Translate in der Medizin kann also grundsätzlich eine Möglichkeit sein, Sprachbarrieren zu überwinden und die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten zu erleichtern.
Kommentar
Die potenziellen Vorteile der Verwendung von Übersetzungsprogrammen liegen in der unglaublichen Vielfalt der angebotenen Sprachen, hier ist eine sehr schnelle und unkomplizierte Verständigung möglich, wenngleich diese derzeit nur auf einem vergleichsweise einfachen und unkomplizierten Niveau sinnvoll möglich ist. Eine Alternative stellen Video-Dolmetscher dar, die jedoch auf wenige Sprachen limitiert und vergleichsweise zeitintensiv sind. Diese werden also derzeit eher komplexen Sachverhalten vorbehalten bleiben, die mit entsprechenden Zeitressourcen wie beispielsweise im Rahmen einer neonatologischen Intensivbetreuung vermittelt werden können, während maschinelle Übersetzungen in der Primärversorgung durchaus ihren Platz haben und diesen in naher Zukunft wohl weiter ausbauen werden.
So ist etwa Google Translate eine kostenlose und leicht zugängliche Ressource, die auch kleinen Kliniken und medizinischen Zentren den niederschwelligen Zugang zu Übersetzungsdiensten ermöglichen kann. Allerdings muss bei der Anwendung berücksichtigt werden, dass ein maschineller Übersetzungsdienst mit komplexen medizinischen Begriffen und Fachterminologie Schwierigkeiten haben kann. Dies kann zu Übersetzungsfehlern oder Missverständnissen führen und somit potenzielle Risiken für die medizinische Diagnose und Behandlung mit sich bringen. Gerade in der Medizin sind mitunter kulturelle und sprachliche Nuancen von großer Bedeutung. Eine maschinelle Übersetzung kann diese Feinheiten möglicherweise nicht genau erfassen, was zu Verständnisproblemen führen kann und die Notwendigkeit einer möglichst genauen humanen Nachkontrolle unumgänglich macht.
Zu bedenken sind auch der Datenschutz und die Vertraulichkeit: Die Nutzung von Google Translate beinhaltet die Übertragung von sensiblen medizinischen Informationen über das Internet. Datenschutz und die Wahrung der Patientenvertraulichkeit müssen deshalb berücksichtigt werden, um die Einhaltung der geltenden Datenschutzgesetze sicherzustellen.
Eine verantwortungsvolle Nutzung von Übersetzungsprogrammen in Verbindung mit kompetenter ärztlicher Betreuung und menschlicher Kommunikation kann aber dazu beitragen, die Versorgung von Patienten zu verbessern und gleichzeitig die ethischen und rechtlichen Standards zu wahren.
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