Typ-1-Diabetes: Closed-Loop-System vorteilhaft für Schwangere

Eine App, die in Kombination mit einem Glukosesensor und einer Insulinpumpe als künstliche Bauchspeicheldrüse fungiert, verbessert die Blutzuckerkontrolle bei schwangeren Frauen mit Typ-1-Diabetes. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei jedem zweiten Kind von Frauen mit Typ-1-Diabetes treten Geburtskomplikationen auf, darunter Frühgeburten und ein hohes Geburtsgewicht. Hyperglykämien während der Schwangerschaft sind ein wichtiger Risikofaktor dafür. Studien haben ergeben, dass sich die Schwangerschaftsergebnisse mit der Optimierung der Glukosewerte verbessern. Eine vor der 16. Schwangerschaftswoche (SSW) begonnene Hybrid-Closed-Loop-Therapie kann dazu beitragen, dass der Glukosespiegel länger im Zielbereich liegt, zeigen neue Daten. Das verwendete Closed-Loop-System ist in der EU für die Anwendung bei Schwangeren zugelassen. Eine Smartphone-App passt mithilfe von Glukosesensormessungen in Echtzeit das über eine Insulinpumpe abgegebene Insulin automatisch an. Für die randomisierte Studie wurden 124 schwangere Frauen mit Typ-1-Diabetes und einem HbA1c-Spiegel von mindestens 6,5% an neun britischen Standorten rekrutiert. Sie erhielten entweder eine Standardinsulintherapie oder eine Hybrid-Closed-Loop-Therapie. In beiden Gruppen fand eine kontinuierliche Glukoseüberwachung statt. Zweieinhalb Stunden täglich mehr im Zielbereich Die Frauen wurden von der SSW 16 bis zur Entbindung nachbeobachtet. Primärer Endpunkt war der Anteil der Zeit im schwangerschaftsspezifischen Zielglukosebereich (63–140 mg/dl). Im Durchschnitt betrug dieser Anteil 68,2% in der Closed-Loop-Gruppe und 55,6% in der Standardversorgungsgruppe. Die mittlere adjustierte Differenz lag bei 10,5 Prozentpunkten. „Das entspricht zweieinhalb Stunden mehr pro Tag im schwangerschaftsspezifischen Zielglukosebereich“, erläutern die Forschenden um Dr. Tara Lee von der University of East Anglia in Norwich. Bei den Nutzerinnen des Closed-Loop-Systems zeigten sich weitere Vorteile verglichen mit der Kontrollgruppe. Sie verbrachten weniger Zeit in einem hyperglykämischen Zustand (> 140 mg/dl; Differenz: –10,2 Prozentpunkte), befanden sich über Nacht länger im Zielbereich (Differenz: 12,3 Prozentpunkte) und hatten niedrigere HbA1c-Spiegel (Differenz: –0,31 Prozentpunkte). Ähnliche Raten unerwünschter Ereignisse Hypoglykämische Zustände traten insgesamt selten auf. In der Closed-Loop-Gruppe kam es zu sechs und in der Kontrollgruppe zu fünf schweren Hypoglykämien. In beiden Kohorten wurde über einen Fall von diabetischer Ketoazidose berichtet. Zudem traten in der Gruppe mit automatisierter Insulinabgabe zwölf gerätebedingte unerwünschte Ereignisse auf, sieben davon im Zusammenhang mit der Closed-Loop-Therapie, zum Beispiel der Verlust der Bluetooth-Verbindung. „Die Hybrid-Closed-Loop-Therapie verbesserte die Blutzuckerkontrolle der Schwangeren mit Typ-1-Diabetes signifikant“, fassen Lee et al. zusammen. In einem Begleitkommentar betonen Prof. Satish Garg und Dr. Sarit Polsky von der University of Colorado in Denver, dass die Bedeutung dieser Ergebnisse nicht unterschätzt werden könne, da die meisten schwangeren Frauen mit Typ-1-Diabetes Schwierigkeiten hätten, ihre Zielglukosewerte zu erreichen. Früherer Einsatz der Therapie sinnvoll? Sie weisen aber auch darauf hin, dass die Teilnehmerinnen im Median in SSW 11 randomisiert worden seien, wodurch die entscheidende Phase der Organogenese verpasst worden sei. „Es gibt Hinweise darauf, dass ein höherer Anteil der Zeit im Zielglukosebereich in den ersten zehn SSW das Risiko verringert, dass Säuglinge für ihr Gestationsalter zu groß geboren werden, was die Frage aufwirft, ob ein früherer Einsatz des Closed-Loop-Systems die Gesundheit von Neugeborenen zusätzlich beeinflussen könnte“, so Garg et al. Das Wichtigste in Kürze Frage: Verbessert eine vor SSW 16 begonnene Hybrid-Closed-Loop-Therapie die Glukosewerte von Schwangeren mit Typ-1-Diabetes? Antwort: Die Hybrid-Closed-Loop-Therapie verbessert die Blutzuckerkontrolle von Schwangeren mit Typ-1-Diabetes signifikant. Einschränkung: Die Frauen waren im Median erst in SSW 11 randomisiert worden.

Live-Webinar "Urologie und Sexualmedizin in der Praxis"

Springer Medizin

Typ-1-Diabetes: Closed-Loop-System vorteilhaft für Schwangere

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Live-Webinar "Urologie und Sexualmedizin in der Praxis"

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft