Imatinib verlangsamt den Abfall der Betazellfunktion

Eine 26-wöchige Therapie mit dem Tyrosinkinasehemmer Imatininb hat die Betazellfunktion von Patienten mit frisch diagnostiziertem Diabetes mellitus Typ 1 ein Jahr lang aufrechterhalten. Nach zwei Jahren war der Effekt allerdings verschwunden. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Einen weiteren Versuch, der Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes mit einer Immuntherapie beizukommen, hat eine Forschergruppe um Stephen Gitelman von der University of California in San Francisco unternommen. Ermutigt durch präklinische Beobachtungen untersuchten die Wissenschaftler im Zuge einer Phase-2-Studie die Wirkung einer 26-wöchigen Therapie mit dem Tyrosinkinaseinhibitor Imatinib auf die Funktion der pankreatischen Betazellen. Tatsächlich blieb die Betazellfunktion ein Jahr lang erhalten. Ein länger andauernder Effekt ließ sich allerdings nicht nachweisen. An der Studie waren ursprünglich 67 Patienten im Alter zwischen 18 und 45 Jahren mit neu diagnostiziertem (< 100 Tage) Diabetes Typ 1 beteiligt. 45 erhielten ein halbes Jahr lang neben dem üblichen Diabetesmanagement Imatinib (viermal 100 mg täglich), 22 ein Placebo. In die Auswertung nach zwölf Monaten gelangten die Daten von 64 Probanden, 43 der Imatinib- und 21 der Placebogruppe. Primärer Endpunkt war die Reaktion des C-Peptids zwei Stunden nach einer Belastung durch eine gemischte Mahlzeit. Stärkere Reaktion des C-Peptids Patienten mit halbjähriger Imatinibtherapie zeigten nach einem Jahr eine statistisch signifikant stärkere Antwort des C-Peptids auf die Belastung als die Probanden der Placebogruppe; im Mittel lagen die Konzentrationen bei 0,583 nmol/l vs. 0,489 nmol/l. Nach 24 Monaten allerdings war keine Differenz mehr festzustellen, von Dauer war die Wirkung also nicht. 32 der ursprünglich 45 Patienten unter Imatinib hatten während des zweijährigen Follow-up mit einer Nebenwirkung vom Grad 2 oder höher zu kämpfen, verglichen mit 13 von 22 Patienten der Placebogruppe. Meist handelte es sich um Übelkeit. 17 Imatinibpatienten und fünf Patienten der Placebogruppe benötigten eine temporäre Therapieanpassung, sechs Verumpatienten mussten Imatinib nebenwirkungsbedingt absetzen. Imatinib könne womöglich helfen, den Verlauf von Typ-1-Diabetes zu beeinflussen, schreiben Gitelman und Kollegen in ihrem Fazit. Der Abfall der Betazellfunktion werde bis zu zwölf Monate lang gebremst, auch wenn der Effekt nicht über 24 Monate angehalten habe. „Zu klären bleibt, wie hoch die optimale Dosis von Imatininb zu sein hätte, wie lange die Therapie dauern sollte, wie es um die Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie von Kindern bestellt ist, wie Kombinationsbehandlungen auszusehen hätten und ob Imatinib in der Lage ist, die Progression zum Diabetes in Risikopopulationen zu verzögern oder zu verhindern“, so die Wissenschaftler abschließend. Natürlich sei es erforderlich, sorgfältig auf mögliche Toxizitäten zu achten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann der Tyrosinkinasehemmer Imatinib helfen, die Betazellfunktion von Patienten mit neu diagnostiziertem Typ-1-Diabetes zu erhalten? Antwort: Eine halbjährige Therapie mit Imatinib erhält die Betazellfunktion zwölf Monate lang, nach zwei Jahren ist die Wirkung aber verpufft. Einschränkung: Es handelt sich um eine kleine Phase-2-Studie mit Erwachsenen.

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