Wenn intubieren, dann gleich mit Bougie?

Den routinemäßigen Einsatz eines Bougies für die ambulante Intubation von Notfallpatienten fordern US-Mediziner. In ihrer Studie mit trainierten Rettungskräften des Seattle Fire Department ließ sich die Erfolgsrate dadurch insgesamt steigern. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Einführhilfen, sogenannte Bougies, werden von ambulanten Rettungskräften meist erst dann eingesetzt, wenn ein sogenannter schwieriger Atemweg vorliegt. Das kann z. B. bei eingeschränkter Sicht auf die Glottis der Fall sein oder nach (mehrmaligem) Fehlschlagen eines herkömmlichen Intubationsversuchs. Ein Team aus Seattle hat nun untersucht, ob sich die Rate der auf Anhieb erfolgreichen Intubationen steigern lässt, wenn der Bougie von den nicht ärztlichen Einsatzkräften routinemäßig, also immer bereits beim ersten Intubationsversuch angewendet wird. Den Forschern um Dr. Andrew Latimer von der Universität Washington kam dabei eine Neuregelung zugute, welche für die auf Notfälle spezialisierten Rettungskräfte des Seattle Fire Department am 1. Januar 2017 in Kraft trat: Seit diesem Stichtag sind alle Einsatzkräfte gehalten, ambulante Intubationen nur noch mit Bougie durchzuführen. Dies versetzte Latimer und sein Team in die Lage, den Zeitraum vor und nach der Neuregelung, also ohne bzw. mit routinemäßiger Bougierung, miteinander zu vergleichen. Bis zu 25% höhere Erfolgsrate In der prospektiven Beobachtungsstudie war die routinemäßige Anwendung der Einführhilfe mit einer höheren Erfolgsrate verbunden. So gelang es während der Bougie-Phase – die ersten 18 Monate seit Inkrafttreten der Regelung – im Mittel um 7% häufiger, den Tubus gleich beim ersten Mal korrekt zu platzieren, als in den 18 Monaten davor (77% gegenüber 70%). Während der Kontrollphase wurden 823 Patienten versucht zu intubieren, in der Bougie-Phase waren es 771. Nach Latimer und Kollegen verringerte sich die Zahl der notwendigen Versuche pro Patient von im Mittel 1,4 auf 1,3. Die Verbesserung betraf alle Cormack-Lehane-Grade, der größte Unterschied zeigte sich aber für Grad 2 und 3 (Sicht auf die Glottis teilweise möglich bzw. nur noch Epiglottis sichtbar): Hier konnte der Bougie die Erfolgsrate von 60% auf 85% bzw. von 27% auf 50% steigern. In beiden Gruppen war der häufigste Grund für die Intubation ein Herzstillstand. Den Forschern zufolge sank die Erfolgsrate (korrekte Platzierung beim ersten Versuch) in beiden Gruppen mit dem Alter des Patienten. Vor allem bei Patienten, die sich zum Zeitpunkt der Intubation noch im Herzstillstand befanden, klappte die Maßnahme deutlich schlechter. Was die Chancen für sich genommen zu verbessern schien, war das Lagern des Patienten in flacher Position. Komplikationsrate nicht erhöht In insgesamt fünf Fällen kam der Tubus fälschlicherweise in der Speiseröhre zu liegen, davon drei in der Kontroll- und zwei in der Bougie-Gruppe. Verletzungen im Zusammenhang mit der Einführhilfe wurden nicht registriert. Die Forscher merken zwar an, dass der Einsatz des Bougies durchaus auch Nachteile haben könne, wie die Verlängerung der Apnoe-Zeit und das höhere Hypoxierisiko. In der Studie jedoch hatte zumindest bei Patienten mit „Rapid Sequence Induction“, d. h. nach Sedation und neuromuskulärer Blockade, die Rate der Hypoxien in der Bougie-Phase sogar abgenommen. Wie die Autoren betonen, kann der routinemäßige Einsatz des Bougies auch bei einem Cormack-Lehane-Grad 1 von Vorteil sein, nämlich dann, wenn der Patient einen engen Rachen aufweise und der Tubus selbst den Blick auf die Glottis versperre. Außerdem seien Rettungskräfte für schwierige Fälle besser gewappnet, wenn sie die korrekte Handhabung der Einführhilfe öfter üben könnten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich die Erfolgsrate beim ambulanten notfallmäßigen Intubieren durch den routinemäßigen Einsatz von Bougies steigern? Antwort: In einer retrospektiven Studie aus den USA war dies der Fall. Die Erfolgsrate war nach Einführung des Bougies in die nicht ärztliche Routinepraxis fast dreimal so hoch. Bedeutung: Auch im ambulanten Bereich könnte es sinnvoll sein, alle Notfallintubationen routinemäßig mit Einführhilfe durchzuführen. Einschränkung: Studienteilnehmer waren Angehörige des Seattle Fire Department; nur rund 80% hielten sich an das Studienprotokoll; Beobachtungsstudie.

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