Erschienen in:
Open Access
15.11.2023 | Psychotherapie | übersichtsarbeit
Die Verschwiegenheitspflicht im psychotherapeutischen Setting unter besonderer Berücksichtigung von virtuellen Angeboten
Ein Vergleich der gesetzlichen Grundlagen in Österreich und Deutschland
verfasst von:
Barbara Friehs
Erschienen in:
Psychotherapie Forum
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Ausgabe 3-4/2023
Zusammenfassung
Die Verschwiegenheitsverpflichtung – ein grundlegendes Gebot in der Psychotherapie – stellt sicher, dass Informationen vertraulich bleiben, um das Vertrauensverhältnis zwischen Klient:innen und Therapeut:innen zu wahren. Mit dem zunehmenden Einsatz von Online-Psychotherapie steigen die Herausforderungen zur Wahrung der Verschwiegenheitsverpflichtung. Ein Vergleich der gesetzlichen Grundlagen für Therapieangebote im virtuellen Raum zwischen Österreich und Deutschland zeigt, dass in Deutschland 30 % aller Behandlungen per Video erlaubt sind. In Österreich ist dieses Format seit den Bestimmungen im Kontext der COVID-19-Pandemie rechtlich ebenfalls zulässig und soll auch nach den Bestimmungen des neuen Psychotherapiegesetzes möglich sein. Zuvor waren dort lediglich psychotherapeutische Beratungsleistungen im Online-Setting erlaubt, nicht jedoch Therapien. Wissenschaftliche Studien weisen zwar auf Problembereiche von virtuellen Settings hin, erbringen aber auch viele Nachweise für einen erfolgreichen Einsatz von psychotherapeutischen Online-Anboten. Da die elektronische Kommunikation potenziell anfällig für Sicherheitsverletzungen ist, müssen Therapeut:innen jedoch angemessene Maßnahmen ergreifen, um das Gebot der Vertraulichkeit und Verschwiegenheit zu gewährleisten. Standardisierte Richtlinien auf internationaler Ebene wären für Online-Therapien wünschenswert, um erhöhte Rechtssicherheit zu schaffen.