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Erschienen in: Prävention und Gesundheitsförderung 2/2019

10.07.2018 | Poliomyelitis | Originalarbeit Zur Zeit gratis

Beurteilung der Impfnotwendigkeit durch deutsche Medizinstudierende

verfasst von: Dr. rer. medic. Dipl.-Soz. Karen Voigt, MPH, Dr. rer. medic. Henna Riemenschneider, MA, MPH, Erika Balogh, MD, MPH, Jeannine Schübel, Prof. Dr. med. Jörg Schelling, Dr. rer. nat. Linda Sanftenberg, Prof. Dr. med. Antje Bergmann

Erschienen in: Prävention und Gesundheitsförderung | Ausgabe 2/2019

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Zusammenfassung

Hintergrund

In den meisten Untersuchungen mit Medizinstudierenden wurden hohe Zustimmungsraten zur generellen Impfnotwendigkeit festgestellt. Aufgrund indikationsspezifischer Impfempfehlungen und unterschiedlich wahrgenommener Risiken einzelner impfpräventabler Infektionskrankheiten ist anzunehmen, dass die Impfnotwendigkeit einzeln erfragt werden sollte.

Ziel der Arbeit

Die Arbeit überprüft, ob Medizinstudierende die Notwendigkeit von Impfungen für verschiedene Impfindikationen unterschiedlich beurteilen und ob diese Beurteilungen mit Studienstandort (Dresden vs. München) oder Studienjahr assoziiert sind.

Material und Methoden

Fragen zur indikationsbezogenen Impfnotwendigkeit wurden in einer multizentrischen Querschnittstudie („health survey“) zum Gesundheitsverhalten von Medizinstudierenden (n = 1081) untersucht. Subgruppenunterschiede wurden mittels bivariater und multivariater Verfahren geprüft.

Ergebnisse

Die Häufigkeit der Bewertung, dass Impfungen absolut notwendig sind, variierte je nach Impfindikation: sie lag zwischen 68 % für Hepatitis A und 91 % für Tetanus. Dabei wies das Studienjahr gegenüber dem Studienstandort für fast alle Impfindikationen signifikant höhere Effektwerte auf: signifikant mehr Studierende des 5. Studienjahres als des 3. oder 1. Studienjahres bewerteten Impfungen als „absolut notwendig“.

Diskussion und Schlussfolgerungen

Die Impfnotwendigkeit sollte impfindikationsspezifisch untersucht werden. Für fast alle untersuchten Impfindikationen war die Zahl der Studierenden, die die einzelnen Impfungen als absolut notwendig bewerteten mit zunehmenden Studienjahren in allen Studienorten höher. Hinsichtlich steigender Inzidenzen impfpräventabler Infektionserkrankungen besteht weiterer Aufklärungsbedarf insbesondere in den jüngeren Studienjahren.
Fußnoten
1
Die erste betriebsärztliche Untersuchung mit Überprüfung des Impfstatus erfolgt an der TU Dresden zu Beginn (1. Studienjahr) des vorklinischen Studienabschnittes, in dem nur wenige Patientenkontakte (Pflegepraktikum, Praxistag) erfolgen. Studierende werden in diesem Kontext auf ggf. unzureichenden Impfschutz hingewiesen, mit der Aufforderung diesen beim Hausarzt zu vervollständigen. Vorab des klinischen Studienabschnittes, der von häufigeren Patientenkontakten (Unterricht an Krankenbett, Blockpraktika) gekennzeichnet ist, erfolgt im 3. Studienjahr die 2. betriebsärztliche Überprüfung des Impfschutzes. In Vorbereitung auf das Praktische Jahr, in dem Medizinstudierende fast täglichen Patientenkontakt haben, erfolgt eine letzte betriebsärztliche Untersuchung des Impfstatus im 5. Studienjahr.
 
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Metadaten
Titel
Beurteilung der Impfnotwendigkeit durch deutsche Medizinstudierende
verfasst von
Dr. rer. medic. Dipl.-Soz. Karen Voigt, MPH
Dr. rer. medic. Henna Riemenschneider, MA, MPH
Erika Balogh, MD, MPH
Jeannine Schübel
Prof. Dr. med. Jörg Schelling
Dr. rer. nat. Linda Sanftenberg
Prof. Dr. med. Antje Bergmann
Publikationsdatum
10.07.2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Prävention und Gesundheitsförderung / Ausgabe 2/2019
Print ISSN: 1861-6755
Elektronische ISSN: 1861-6763
DOI
https://doi.org/10.1007/s11553-018-0653-2

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