Erschienen in:
21.06.2022 | Pflege | Leitthema
Hyperglykämische Notfälle im Rettungsdienst
verfasst von:
Andreas Zimmermann, B.A.
Erschienen in:
Die Diabetologie
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Ausgabe 6/2022
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Zusammenfassung
In der präklinischen Akutversorgung kommt als Alarmierungsdiagnose für Rettungsmittel oft eine nicht näher definierte Bewusstseinsstörung vor. In diese Klientel fallen zumeist auch hyperglykämische Notfälle. Da diese Menschen in der hausärztlichen Praxis häufig bereits im subakuten Stadium identifiziert und ggf. zur stationären Behandlung eingewiesen werden können (etwa mit einem Krankentransport), kommt es eher selten zu einem akut lebensbedrohlichen hyperglykämischen Notfall. In der Akutversorgung jedoch ist neben der Sicherung der Vitalfunktionen – hier v. a. der Atemwegssicherung bei Bewusstseinsstörungen mit einem GCS („Glasgow coma scale“) ≤ 8 – die diagnostische Abgrenzung zu anderen akuten Erkrankungsbildern, wie etwa einem zentralneurologischen Defizit, schwierig, da die apparativ-diagnostische Ausstattung der meisten RTW (Rettungstransportwagen) und NEF (Notarzteinsatzfahrzeug) keine BGA (Blutgasanalyse) oder Bildgebung zulässt. Speziell die Abgrenzung zwischen ketoazidotischem und hyperosmolarem hyperglykämischem Notfall ist aufgrund der fehlenden Möglichkeit zur BGA schwierig; für die kausale Therapie sind die Betroffenen auch deswegen auf das klinische Setting verwiesen, weil Insulin in seinen verschiedenen Darreichungsformen ebenfalls nicht zur typischen Ausstattung von Rettungsmitteln gehört. Das bedeutet, dass sich die präklinische Akutversorgung in aller Regel auf eine zügige Diagnosestellung, die Stabilisierung der Vitalfunktionen (v. a. Atemwegssicherung, Volumensubstitution) sowie den Transport in das nächstgelegene geeignete Krankenhaus (ggf. mit Intensivkapazität) beschränkt. Dennoch kommt der Formierung der Kompetenz „clinical reasoning“ eine hohe Bedeutung zu, da die Weichen für eine erfolgreiche klinische Therapie bereits präklinisch gestellt werden.