Peritonsillarabszess anhand 5 klinischer Variablen erkennen

Steckt hinter Halsschmerzen und Tonsillitis ein Peritonsillarabszess? Um diese Frage zu beantworten, haben britische HNO-Spezialisten ein simples Bewertungssystem mit fünf Komponenten entwickelt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei der diagnostischen Entscheidung darüber, ob sich Patienten mit Mandelentzündung bereits einen Peritonsillarabszess als Komplikation eingefangen haben, kann die transorale Sonografie weiterhelfen. Doch was tun, wenn kein entsprechendes Gerät zur Hand ist? HNO-Spezialisten um Andrew Lau vom Aintree University Hospital in Liverpool haben versucht herauszufinden, ob sich Patienten mit Peritonsillarabszess auch aufgrund klinischer Beschwerden und Zeichen sicher identifizieren lassen. Lau und Kollegen haben dafür die Daten von 46 Patienten mit nachgewiesenem Peritonsillarabszess mit jenen von 54 Patienten verglichen, die älter als 16 waren und eine gesicherte Tonsillitis aufwiesen. Die Mediziner versuchten, signifikante Unterschiede aufzuspüren und die entsprechenden Merkmale in eine Regressionsanalyse einzubauen. Fünf Faktoren trugen signifikant zu einem prädiktiven Modell bei. Auf diesen fünf Faktoren bauten Lau und Mitarbeiter ein Punktesystem auf, das schließlich eine genaue Vorhersage ermöglichte, ob ein Patient mit Halsschmerzen und entzündeten Mandeln an einem Peritonsillarabszess laboriert. Eine wesentliche Rolle spielten dabei die Odds Ratios, also die Verhältnisse der Quotienten von Patienten mit und ohne das betreffende Symptom in der Gruppe mit Peritonsillarabszess und in der Gruppe mit Tonsillitis. Sie wurden in ganzzahlige numerische Werte konvertiert, die das relative Gewicht der Faktoren wiedergaben: Variable Odds Ratio (gewichtet) Punkte einseitige Halsschmerzen 462 3 Trismus 123 2 männliches Geschlecht 102 1 kloßige Sprache 68 1 abweichende Uvula 31 1 (Lau AS et al. Clin Otolaryngol 2019; ≥ 4 Punkte: Peritonsillarabszess) Mit diesen Festlegungen erreicht der so getaufte „Liverpool Peritonsillar abscess Score“ (LPS) eine Fläche von 0,97 unter der Kurve der Receiver Operating Characteristic, mit der die falsch-positiven zu den richtig-positiven Ergebnissen ins optimale Verhältnis gesetzt werden sollen. 0,97 ist ein ausgezeichneter Wert. LPS-Ergebnisse von 4 und mehr Punkten gelten als prädiktiv für die Diagnose eines Peritonsillarabszesses. Die Sensitivität erreicht mit diesem Schwellenwert 96%, die Spezifität 85%, der positive Vorhersagewert liegt bei 85% und der negative prädiktive Wert bei 96%. Der LPS soll es einerseits Nichtspezialisten erleichtern, Peritonsillarabszesse zu erkennen. Andererseits soll er Spezialisten bei der Triage der Patienten unterstützen. Dafür muss der Test aber erst weiter validiert werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Anhand welcher Zeichen und Beschwerden lässt sich erkennen, ob Patienten mit Tonsillitis einen Peritonsillarabszess entwickelt haben? Antwort: Einseitige Halsschmerzen, Trismus, männliches Geschlecht, kloßige Stimme und Abweichungen der Uvula sprechen dafür, dass ein Peritonsillarabszess vorliegt. Bedeutung: Der „Liverpool Peritonsillar abscess Score“ (LPS) könnte die Diagnose eines Peritonsillarabszesses in der Primär- und die Triage in der Sekundärversorgung erleichtern. Einschränkung: Das LPS-Modell muss an größeren Patientenkollektiven validiert werden, erst dann lässt sich sein Wert auf Populationsebene ermessen.

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