Zusammenfassung
Die degenerative Aortenklappenstenose ist die häufigste Klappenpathologie und bei etwa 3 % aller über 75-jährigen besteht auch die Indikation für einen (chirurgischen) Klappenersatz, woraus sich bereits ein relativ großer Bedarf an Ersatzoperationen ergibt. Der bei einer konventionellen Aortenklappenersatz (AKE)-Operation notwendige Einsatz der Herz-Lungen-Maschine (HLM) ermöglicht zwar einen sicheren chirurgischen Zugang, aber die Dauer der extrakorporalen Zirkulation (EKZ) und der Aortenklemmzeit (AKZ) sind ab einem Schwellenwert linear mit einem zunehmenden Operationsrisiko assoziiert. Das immer höhere Patientenalter und die häufig vermehrt vorhandenen Komorbiditäten verschieben das Operationsrisiko zunehmend in den mittleren bis hohen Bereich; dabei ist ein erfolgreicher Klappenersatz – altersunabhängig – grundsätzlich ein besonders lohnender Eingriff und ist mit einer sehr deutlichen Verbesserung der Lebensqualität (QoL) verbunden. Daher wurden mit den biologischen Sutureless- und Rapid-deployment(RD)-Klappenprothesen (RDKP; auch: RDV, rapid deployment valve) sowie dem interventionellen Klappenersatz (TAVI) alternative Möglichkeiten zur Verkürzung der Operationsdauer und zur Verminderung der Invasivität entwickelt, um auch Patienten mit einem mittleren bis sehr hohen Operationsrisiko behandeln zu können. Der prinzipielle Vorteil der Sutureless- und RD-Klappenprothesen besteht in der Verkürzung der Operationsdauer (extrakorporale Zirkulation und Aortenklemmzeit; EKZ und AKZ) weil das Prothesendesign das zeitaufwändige Anlegen und Knüpfen zahlreicher Nähte vermeident. Das Konzept ist nicht ganz neu und wurde schon in den 60ern betrieben, hat nun aber aufgrund der genannten Patientencharakteristik eine neue Aktualität erfahren. Der prinzipielle Vorteil der TAVI besteht im interventionellen Zugang ohne Thoraxeröffnung. Die Verfügbarkeit dieser alternativen Techniken hat zu einer Zunahme der Patientenzahlen geführt, ermöglicht die Behandlung von immer mehr zuvor als nicht operationsbelastbar eingeschätzten Patienten und hilft jedem Patienten, die individuell beste Lösung anbieten zu können. Zwischen 2009 und 2012 erhielten 3 Klappenmodelle die CE-Zertifizierung und werden seither implantiert. Von diesen wurde allerdings die 3F Enable (Medtronic, Minneapolis, USA) in der Zwischenzeit vom Hersteller wieder vom Markt genommen und ist derzeit nicht verfügbar, wird aber dennoch in diesem Kapitel besprochen.