Erschienen in:
05.03.2018 | Mitralklappeninsuffizienz | Übersichten
Prinzipien und Perspektiven der Mitralklappenchirurgie
verfasst von:
Prof. Dr. T. Doenst
Erschienen in:
Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie
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Ausgabe 5/2018
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Zusammenfassung
Der häufigste Mitralklappenfehler in der westlichen Welt ist die erworbene Mitralklappeninsuffizienz (MI), die man in strukturelle (primäre) und funktionelle (sekundäre) MI unterteilt. Eine MI verursacht Luftnot und schränkt die Lebenserwartung des Betroffenen ein. Die Behandlung der MI hat daher das Potenzial, Symptome zu lindern und Lebenserwartungen zu verbessern. Für die strukturelle MI kann mit einer Reparatur die Lebenserwartung sogar normalisiert werden. Bei funktioneller MI ist der Effekt auf die Lebenserwartung umstritten. Hinzu kommt, dass die bisher als Standard durchgeführte Anuloplastie eine extrem hohe Rezidivrate aufweist, und dass hier kein Unterschied zwischen Reparatur und Ersatz zu existieren scheint. Aktuell befinden sich subvalvuläre Strategien in der Erprobung, die der Anuloplastie hinzugefügt werden. Als interventionelle Behandlungsform hat sich der MitraClip etabliert. Obwohl diese Therapieform zunehmend zur Anwendung kommt (weltweit bisher über 45.000-mal) und das periprozedurale Risiko gering ist, sind prospektive randomisierte Studien zum tatsächlichen Effekt des MitraClip erst jetzt in der Durchführung. Trotz der Entwicklung des MitraClip ist die Mitralklappenchirurgie in Deutschland in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gewachsen. Es werden hierzulande aktuell etwa 6000 Mitralklappeneingriffe/Jahr durchgeführt, mit einem minimalinvasiven Anteil von fast 50 %. Ob die konventionelle Chirurgie in der aktuellen Form bestehen bleiben wird, hängt auch von den interventionellen Entwicklungen ab. Für die strukturelle MI bleibt die Chirurgie aber sicherlich auf lange Zeit der Goldstandard, da nur eine dichte Reparatur den nötigen Effekt auf das Langzeitüberleben erzielen kann.