Operationsziel. Entlastung aller vier Muskellogen des Unterschenkels zur Normalisierung des Gewebedrucks und Vermeidung einer dauerhaften neuromuskulären Funktionsstörung. Indikationen. Drohendes Kompartmentsyndrom (gekennzeichnet durch überproportionalen Schmerz, Muskeldehnungsschmerz, prallelastische Schwellung, Glanzhaut und p größer30 mmHg, jedoch ohne neuromuskuläres Defizit) ohne klinische Besserung durch konservative Therapiemaßnahmen bzw. manifestes Kompartmentsyndrom (Symptome wie drohendes Kompartmentsyndrom mit neuromuskulärem Defizit und p kleiner 30 mmHg). Kontraindikationen. Keine. Bei verspäteter Indikationsstellung zur Dermatofasziotomie (z. B. beim intubierten Intensivpatienten) sind Indikation und Zeitpunkt einer Fasziotomie und Nekrosenausräumung umstritten. Operationstechnik. Bei der unilateralen Kompartmentspaltung nach Matsen erfolgt über einen parafibularen Zugang zunächst die Entlastung der Peronaeusloge. Nach Identifikation der Tibialis-anterior- und der oberflächlichen Beugerloge über eine quere Faszieninzision werden auch diese Muskelgruppen in Längsrichtung entlastet. Zuletzt erfolgt die Dekompression der tiefen Flexoren unter der Peronaeusloge. Bei der bilateralen Dermatofasziotomie werden die Tibialis-anterior- und Peronaeusloge über einen proximalen anterolateralen Zugang und die oberflächliche und tiefe Beugerloge über einen distalen dorsomedialen Zugang fasziotomiert. Weiterbehandlung. Synthetischer Hautersatz oder Vakuumversiegelung überbrücken die Zeit bis zum definitiven Wundverschluss mittels Sekundärnaht oder Meshgraft-Plastik nach etwa 5 Tagen. Die Mobilisation des Patienten ist in der Regel abhängig von der knöchernen Begleitverletzung. Ergebnisse. Im Zeitraum von Oktober 2001 bis November 2008 wurden insgesamt 37 Dermatofasziotomien bei Patienten mit akutem posttraumatischem Kompartmentsyndrom des Unterschenkels in unserer Klinik durchgeführt. Am Entlassungstag hatten sich bei 5 Patienten die neuromuskulären Funktionsstörungen nach manifestem Kompartmentsyndrom noch nicht komplett zurückgebildet. Ein Patient musste wegen eines akuten Nierenversagens im Sinne einer Crush- Niere zeitweilig dialysiert werden. Bei insgesamt 6 Patienten traten perioperativ Komplikationen auf: iatrogene Nervendurchtrennung (n=1), revisionspflichtiges Hämatom (n=2), tiefe Wundinfekte (n=2) und oberflächliche Wundheilungsstörung (n=1).