Dabei erhielten Patienten mit RAS-wild-type-Tumoren 1:1-randomisiert Panitumumab zusätzlich zur Chemotherapie oder nicht. Dies wurde in einem späteren Amendment auf die NAC-Gruppe A beschränkt. Die Indikation zur AC wurde mit Randomisierung unabhängig vom histologischen Ergebnis bei Resektion gestellt. Der primäre Endpunkt war die Rezidivrate (lokal/„distant“) nach 2 Jahren, die gesamte Beobachtungszeit betrug 5 Jahre.
Kommentar
In der multimodalen Therapie des Kolonkarzinoms spielte die primäre Resektion die Hauptrolle, eine adjuvante Systemtherapie wurde je nach Risikoprofil angeschlossen. Die aktuellen Entwicklungen in der Therapie des Kolonkarzinoms lassen Analogien zur früheren Entwicklung der Therapiesequenzen beim Rektumkarzinom vermuten: Dort ist die neoadjuvante Radiochemotherapie bei lokal fortgeschrittenen Tumoren seit Jahren Standard [
1] und erlaubt durch optimierte neoadjuvante Schemata im Rahmen der sogenannten „totalen neoadjuvanten Therapie“ (TNT) mittlerweile sogar ein organerhaltendes Vorgehen für selektierte Patienten [
2]. Aber auch ohne Hinzunahme einer Strahlentherapie kann durch eine präoperative Chemotherapie eine Verbesserung des tumorfreien Überlebens erreicht werden, wie die Daten der PROSPECT-Studie zeigen [
3]. Die dort beobachteten Vorteile einer neoadjuvanten Therapie, wie präoperatives Downstaging oder eine verbesserte Krankheitskontrolle durch eine frühe Adressierung von (mikroskopischer) systemischer Tumoraussaat, lassen sich möglicherweise auf das Kolonkarzinom übertragen. Demgegenüber sollten jedoch auch die Risiken der Hinzunahme einer neoadjuvanten Therapie in der zukünftigen Evaluierung berücksichtigt werden: Insbesondere dürfte das Risiko einer Übertherapie bei Überschätzung des klinischen Tumorstadiums vor Therapie von großer Relevanz sein. Prinzipiell besteht ein Risiko für postoperative Komplikationen aufgrund der zytostatischen Therapie vorab, wobei sich diese Annahme in der FOxTROT-Studie nicht bestätigte.
Für dMMR-Patienten wird die adjuvante Chemotherapie im UICC-Stadium II aktuell aufgrund des fehlenden „benefit“ sowie der guten Prognose nicht empfohlen [
4,
5]. Ähnliches scheint entsprechend den vorliegenden Ergebnissen auch für die neoadjuvante Chemotherapie zu gelten. Folglich ergibt sich die Frage, inwiefern auch bei der neoadjuvanten Therapie eine Differenzierung zwischen dMMR und pMMR bei der Indikationsstellung zu treffen wäre. Perspektivisch könnte für dMMR-Tumoren die Immuncheckpointblockade eine bessere Option sein. Erste Studien zeigen hier eine außergewöhnliche Tumorregression bis hin zur Komplettremission [
6], sodass für diese Subgruppe sogar die alleinige definitive Immun(chemo)therapie denkbar wäre.
Georg W. Wurschi, Jena
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