Ein Date, ein neuer Enkel oder der Sieg des richtigen Fußballteams lässt Herzen höher schlagen. Nicht nur sprichwörtlich – auch positive Emotionen können das Herz überfordern.
Das Takotsubo-Syndrom wird oft durch emotionalen oder physischen Stress ausgelöst. Offenbar muss dieser aber nicht zwangsläufig negativ sein – auch positive Ereignisse können die meist reversible Funktionsstörung des linken Ventrikels triggern, zeigt eine aktuelle Analyse.
Ein Team um Dr. Thomas Stiermaier vom Universitären Herzzentrum Lübeck wertete dafür Daten aus einem großen deutsch-italienisch-spanischen Register aus. Von knapp 2.500 registrierten Patientinnen und Patienten mit Takotsubo-Syndrom hatten fast 37% über einen emotionalen Auslöser berichtet. Von diesen 910 Patienten hatten 873 etwas Negatives (96%) und 37 (4%) etwas Angenehmes erlebt, als die herzinfarktähnlichen Symptome auftraten. Ausgehend von allen Patienten gab es bei 1,5% einen positiven emotionalen Auslöser. Das Durchschnittsalter lag bei etwa 70 Jahren.
Höherer Männeranteil bei positiven Auslösern
Besonders häufig erkranken Frauen nach der Menopause am Takotsubo-Syndrom. Bei den positiven emotionalen Auslösern war der Männeranteil allerdings signifikant höher als bei den negativen (19% vs. 5%). Patienten mit Takotsubo-Syndromen nach positiven gegenüber negativen Erlebnissen hatten auch häufiger atypische, nicht-apikale „Ballooning“-Formen (27% vs. 13%), besonders oft waren bei ihnen mittventrikuläre Wandabschnitte betroffen. Langzeitmortalitätsraten und die Häufigkeit der Komplikationen im Krankenhaus wie kardiogener Schock, Schlaganfall, Lungenödeme oder Tod waren bei positiven und negativen Auslösern ähnlich.
Frühere Studien haben ergeben, dass Takotsubo-Syndrome auch ohne nachvollziehbaren Anlass auftreten können. Meistens geht ihnen allerdings starke körperliche Aktivität, ein medizinischer Eingriff oder emotionaler Stress voraus. Dazu zählt nicht nur Streit und Ärger: In der aktuellen Studie waren die drei häufigsten, mit positiven Emotionen verbundenen Auslöser, Geburtstags- und Familienfeiern, romantische Situationen/Dates und Hochzeiten. Ebenfalls mehrfach genannt wurden der Erhalt guter Nachrichten, mitreißende Tanz- oder Theateraufführungen und emotionale Familienzusammenführungen. Auch das erste Mal den Enkel im Arm zu halten oder der Sieg der Lieblingsmannschaft waren darunter.
Experten plädieren für größere Studien
Einschränkungen der Studie sind das beobachtende Design und dass die Anzahl der Patienten, bei denen ein angenehmes Ereignis das Takotsubo-Syndrom ausgelöst hatte, relativ gering war. Auch wenn sich die Raten kardialer Ereignisse bei positiven und negativen emotionalen Auslösern nicht signifikant unterschieden hatten, waren sie in der positiven Gruppe numerisch niedriger gewesen (8% vs. 12%). „Zusätzliche Daten sind erforderlich, um zu untersuchen, ob dieser Unterschied bei einer größeren Patientengruppe mit positiven Auslösern statistisch signifikant ist“, lautet das Fazit von Stiermaier und Kollegen.