Tabakentwöhnung wird bei Rauchern nach einem akuten Koronarsyndrom anscheinend nicht konsequent genug betrieben. Verschreibungspflichtige Wirkstoffe zu medikamentösen Unterstützung der Entwöhnung werden in dieser Situation jedenfalls nur sehr selten verordnet, belegen Daten einer US-Studie.
Ein Herzinfarkt kann auch Gutes bewirken. Experten halten den Zeitpunkt eines solchen Ereignisses für besonders günstig, um davon betroffene Raucher zu motivieren, ihrer Sucht endgültig zu entsagen. Dabei können auch Medikamente, die abstinenzwillige Raucher bei der Entwöhnung unterstützen, hilfreich sein.
Doch wie oft wird diese Hilfe in der Sekundärprävention bei Rauchern mit akutem Koronarsyndrom in Anspruch genommen? Äußerst selten – und wenn doch, dann zumeist kürzer als empfohlen, berichten jetzt US-Forscher um Dr. Neha Pagidipati vom Duke Clinical Research Institute in Durham in „JAMA Cardiology“.
Die Gruppe hat für die Zeit zwischen 2007 und 2013 in einem großen US-Herzinfarktregister 9193 Personen ausfindig gemacht, die zum Zeitpunkt ihres Infarkts Raucher waren. Dann wurde ermittelt, wer von ihnen in der ersten drei Monaten nach dem Infarkt Medikamente als Entwöhnungshilfe (Bupropion, Vareniclin) verschrieben bekommen hatte.
Nur in 7% wurde Bupropion oder Vareniclin verschrieben
Ergebnis: Zwar hatten 97% aller Infarktpatienten während der Zeit des Klinikaufenthalts eine Beratung bezüglich Rauchstopp erhalten. Doch nur 647 (7%) hatten in der frühen Phase nach dem Ereignis zusätzlich Medikamente als Hilfe bei der Tabakentwöhnung bekommen, davon 47% Bupropion und 53% Vareniclin. Die Verordnungsquote sank im Fall von Vareniclin zwischen 2007 und 2013 von anfänglich 12,6% auf nur noch 2,2%, im Fall von Bupropion stieg sie nur leicht von 2,5% auf 3,2%.
Die anhand der Verschreibungen ermittelte Dauer der Medikation betrug im Median nur 6,2 Wochen (Bupropin) und 4,3 Wochen (Vareniclin). Empfohlen wird üblicherweise eine Behandlungsdauer von 12 Wochen. Die Wahrscheinlichkeit einer frühen Verordnung von medikamentösen Entwöhnungshilfen war bei jüngeren Patienten sowie Frauen höher, ebenso bei Patienten mit Lungenerkrankungen, koronaren Revaskularisationen und PAVK.
Die Studienautoren sprechen angesichts dieser Zahlen von einer „verpassten Gelegenheit”, Patienten mit Koronarerkrankung zum Verzicht auf Tabakkonsum zu bewegen, um so das Risiko für ein erneutes kardiovaskuläres Ereignis zu reduzieren.