Ein Nasenspray, das den Wirkstoff Etripamil enthält, hat sich in einer Phase-II-Studie als Therapie zur raschen Terminierung von paroxysmalen supraventrikulären Tachykardien als effektiv und sicher erwiesen.
Zu den paroxysmalen supraventrikulären Tachykardien (PSVT) zählen zumeist schmalkomplexige Tachykardien wie AV-Knoten-Reentry-Tachykardien (AVNRT) und Atrioventrikuläre Reentry-Tachykardien (AVRT). In der aktuell publizierten NODE-1-Studie ist geprüft worden, ob diese zumeist plötzlich einsetzenden und endenden Herzrhythmusstörungen durch intranasale Applikation von Etripamil, einem Kalziumantagonisten vom Nicht-Dihydropyridin-Typ, rasch terminiert und in Sinusrhythmus konvertiert werden können.
Die bereits im Mai 2017 beim Kongress der Heart Rhythm Society (HRS) erstmals vorgestellten Ergebnisse der NODE-1-Studie sprechen dafür, dass Etripamil-Nasenspray für diesen Behandlungszweck gut geeignet sein könnte. Die Vorstellungen der Studienautoren und sicher auch des Herstellers (Milestone Pharmaceuticals, Quebec) gehen dahin, Patienten mit PSVT einmal eine neue Therapieoption für die sofortige Selbstanwendung im Fall entsprechender supraventrikulärer Arrhythmien als potenzielle Alternative zur invasiven Ablationstherapie an die Hand zu geben. Bis zur möglichen Praxisreife dieser intranasalen Therapie, die eine sofortige intravenöse Behandlung etwa in Notaufnahmen entbehrlich machen könnte, wird es aber wohl noch ein langer Weg sein. Als nächstes dürfte eine Phase-III-Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit des Sprays unter „Real World“-Bedingung anstehen.
Test im Elektrophysiologie-Labor
Der Test in der multizentrischen randomisierten NODE-1-Studie erfolgte nämlich unter den nicht gerade alltagsentsprechenden kontrollierten Bedingungen eines Elektrophysiologie-Labors. Dort sollte bei 199 Studienteilnehmern mit bekannter PSVT (AVNRT in 87% der Fälle) diese Arrhythmie zunächst per Pacing und programmierter Stimulation induziert werden. Patienten, bei denen die ausgelöste Arrhythmie danach länger als fünf Minuten anhielt, wurden dann intranasal entweder mit Placebo oder mit Etripamil in einer von vier unterschiedlichen Dosierungen (35 mg, 70 mg, 105 mg oder 140 mg) behandelt.
Am Ende waren es nur 104 Patienten, die die vorgesehene Behandlung tatsächlich erhielten. Hauptgrund dafür war, dass bei vielen Patienten die SVT elektrophysiologisch nicht induzierbar war oder nur kürzer als fünf Minuten anhielt.
Signifikant höhere Konversionsraten mit Etripamil
Primärer Maßstab für den Behandlungserfolg war, dass sich normaler Sinusrhythmus innerhalb von 15 Minuten nach Medikamentengabe wieder einstellte und länger als 30 Sekunden anhielt. In der Placebogruppe betrug die entsprechende Erfolgsquote immerhin 35%. In allen Etripamil-Dosisgruppen wurden im Vergleich dazu jedoch deutlich höhere Erfolgsraten erzielt, nämlich von 65% (35 mg-Dosis), 87% (70 mg-Dosis), 75% (105 mg-Dosis) und 95% (140 mg-Dosis). In den drei Subgruppen mit den höchsten Etripamil-Dosen erwiesen sich die Unterschiede bei den Konversionsraten im Vergleich zu Placebo als statistisch signifikant.
Die 70-mg-Dosis, mit der – bei guter Verträglichkeit - innerhalb von zwei bis drei Minuten bei 87% aller Patienten eine Konversion zum Sinusrhythmus erzielt wurde, dürfte sich damit wohl als Dosis der Wahl für die weitere klinische Erforschung von Etripamil qualifiziert haben.