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30.12.2022 | Kardiologie | Nachrichten

Statine wirken besser als Nahrungsergänzungsmittel – ganz klar!

verfasst von: Veronika Schlimpert

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Ein Statin senkte in einer randomisierten Studie die LDL-C-Spiegel deutlich stärker als jegliche der getesteten Nahrungsergänzungsmittel. Die Ergebnisse mögen für Ärzte/Ärztinnen wenig überraschend sein, für die öffentliche Gesundheit sind sie aber wichtig, betonen Experten.

Ein niedrigdosiertes hochpotentes Statin senkt die LDL-Cholesterin-Spiegel deutlich effektiver, als das ein Placebo oder Nahrungsergänzungsmittel vermögen – so lautet das eindeutige Ergebnis der randomisierten SPORT-Studie. Die Ergebnisse hat Studienautor Dr. Luke Laffin beim AHA-Kongress präsentiert, zeitgleich wurden sie im JACC publiziert. Wie Laffin vermutet, werden die Ergebnisse die Zuhörer/Zuhörerinnen im Auditorium wohl kaum überraschen.

Evidenz zur Bevölkerung bisher nicht durchgedrungen

Dass Statine die Konzentrationen von LDL-C zu senken vermögen, ist in einer Vielzahl von Studien bereits belegt worden. Genauso bekannt ist, dass eine solche Therapie klinische Ereignisse verhindern kann. Im Gegensatz dazu ist die Studienlage für viele Nahrungsergänzungsmittel dürftig bis gar nicht vorhanden.

Trotz dieser klaren Studienlage sind die Erkenntnisse aus der SPORT-Studie nach Ansicht von Laffin wichtig für die öffentliche Gesundheit. Denn die vorhandene Evidenz ist zu den Menschen offensichtlich nicht vorgedrungen. Nicht wenige Patientinnen/Patienten setzen ihre Statine aus Sorge vor Nebenwirkungen ab. Andererseits greifen viele Menschen zu Nahrungsergänzungsmittel – in der Hoffnung, damit ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun, und das nebenwirkungsfrei. Wie Laffin berichtete, nehmen 77 % der US-Amerikaner solche Präparate ein. In Deutschland sind es laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung etwa ein Drittel der Erwachsenen, die regelmäßig zu Nahrungsergänzungsmittel greifen.

Kein Nahrungsergänzungsmittel senkte das LDL-C signifikant

Die Daten aus SPORT könnten, so Laffin, Ärzte dafür nutzen, um mit ihren Patientinnen/Patienten in eine evidenzbasierte Diskussion zu treten. Denn die Ergebnisse widerlegen gängige Vorbehalte gegen Statine, bestätigen deren Wirkung und verdeutlichen deren klare Überlegenheit gegenüber Nahrungsergänzungsmitteln. 

In der Studie wurden 199 Patientinnen und Patienten entweder zu Rosuvastatin 5 mg/Tag, zu Placebo oder zu einem Nahrungsergänzungsmittel (Fischöl, Zimt-Kapseln, Knoblauch-Kapseln, Kurkuma-Pulver, Pflanzensterole, roter Reis) randomisiert. Zu Beginn wiesen die Teilnehmenden ein LDL-C von 70–189 mg/dl und ein 10-Jahres-Risiko von 5–20% auf. Nach 28 Tagen sind die LDL-C-Spiegel bei den mit Rosuvastatin behandelten Patienten um knapp 38% gesunken. Dagegen blieb eine signifikante LDL-C-Senkung bei allen getesteten Nahrungsergänzungsmitteln aus. Damit war die Statintherapie bzgl. des primären Endpunktes (prozentuale LDL-C-Änderung) sowohl gegenüber Placebo als auch gegen alle getesteten Supplemente erheblich überlegen (p < 0,001), wie Laffin ausführte.

Ein vergleichbares Bild zeigte sich bei den sekundären Endpunkten. So sank das Gesamtcholesterin ausschließlich unter Rosuvastatin deutlich ab (–24%), der Unterschied gegenüber allen Nahrungsergänzungsmitteln war hochsignifikant. Dasselbe traf auf die Triglyzerid-Spiegel zu. Die Auswirkungen auf HDL-C und CRP waren zwischen den Gruppen nicht signifikant unterschiedlich. 

Unerwünschte Ereignisse kamen unter Statinen nicht häufiger

Erfreulich ist auch , dass unerwünschte Ereignisse in allen Gruppen ähnlich oft vorkamen, unter manchen Nahrungsergänzungsmitteln traten teils sogar mehr Komplikationen auf als unter der Statintherapie. Muskelbeschwerden und neurologische Symptome kamen in der Statin-Gruppe gar nicht vor. „Das unterstreicht die Tatsache, dass der Einsatz eines niedrigdosierten hochpotenten Statins mit einem wirklich geringen Risiko für Nebenwirkungen assoziiert ist“, schloss der Diskutant, Prof. Chiadi Ndumele vom Johns Hopkins Hospital, daraus. Auch Ndumele plädiert dafür, mit den Patienten in eine Diskussion zu treten. Inwieweit sich durch die neuen Daten mehr Vertrauen gewinnen und eine höhere Adhärenz zur Statintherapie erreichen lässt, bleibt abzuwarten.

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Literatur

Laffin L: SPORT – Effect of Low-Dose Statin Compared with Placebo and Six Dietary Supplements on Lipid and Inflammatory Biomarkers: The SPORT Randomized Clinical Trial; Late Breaking Science V; AHA-Kongress 2022, 5. – 7. November 2022, Chicago

Laffin L et al. Comparative Effects of Low-Dose Rosuvastatin, Placebo and Dietary Supplements on Lipids and Inflammatory Biomarkers. J Am Coll Cardiol. 2022. Epublished DOI: 10.1016/j.jacc.2022.10.013

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