Damit bei keinem Hausarzttermin mehr vergessen wird, geeigneten Patienten und Patientinnen Statine zu verschreiben, haben US-amerikanische Forschende ein System getestet, dass mithilfe von elektronischen Patientenakten und SMS alle Beteiligten daran erinnert.
Weniger als die Hälfte der US-amerikanischen Personen, die von einer Statintherapie profitieren könnten, bekommen diese auch verordnet. Möglicherweise können Erinnerungsnachrichten an Hausärzte, -ärztinnen und Behandelte dazu beitragen, die Verschreibungsrate zu steigern.
In die randomisierte Studie wurden 158 Ärzte und Ärztinnen aus 28 allgemeinmedizinischen Praxen und 4.131 Patientinnen und Patienten einbezogen. Sie wurden in vier Gruppen geteilt: eine ohne Interventionen, eine mit Erinnerungen für das medizinische Personal, eine mit Nachrichten an die Patienten und Patientinnen sowie eine Gruppe, in der beide Beteiligten kontaktiert wurden.
Elektronische Patientenakte hakt nach
Bei der ärztlichen Intervention mussten die Mediziner und Medizinerinnen in der elektronischen Patientenakte aktiv beantworten, ob die Behandelten Statine erhalten sollen oder nicht, zudem bekamen sie Feedback zu ihren Verschreibungsmustern im Vergleich zu Kollegen und Kolleginnen. Bei der Patientenintervention wurden diese vier Tage vor ihrem Arzttermin darüber informiert, dass sie den Leitlinien zufolge Statine zur Prävention von Herzinfarkten einnehmen sollten. Zeigten sich die Kontaktierten interessiert, wurden sie darauf hingewiesen, dies beim Termin anzusprechen.
Dr. Srinath Adusumalli von der Universität Pennsylvania und sein Team untersuchten, wie oft den Teilnehmenden Statine verschrieben wurden. In der einjährigen Präinterventionsphase war das bei 5,6% der Kontrollgruppe, bei 4,8% der Patienteninterventionsgruppe, bei 6,0% der ärztlichen Interventionsgruppe und bei 4,7% der Doppelinterventionsgruppe der Fall. In den sechs Monaten nach Start der Interventionen wurden dagegen 7,3% der Kontrollgruppe, 8,5% der Patienteninterventionsgruppe, 13,0% der ärztlichen Interventionsgruppe und 15,5% der kombinierten Interventionsgruppe Statine verschrieben.
Erinnerungen für Ärzte und Ärztinnen effektiver
Adjustierte Analysen ergaben, dass die Erinnerungen für Ärzte und Ärztinnen die Verschreibungsrate signifikant um 5,5% erhöhen konnte, kombiniert mit Patientenerinnerungen sogar signifikant um 7,2%. Die Nachrichten an die Patienten und Patientinnen allein schienen jedoch keinen signifikanten Effekt zu haben.
„Auf elektronischen Patientenakten basierende automatisierte Erinnerungen können ein effektiver und skalierbarer Ansatz sein, um das Verschreibungsverhalten zu verändern“, fassen die Forschenden um Adusumalli die Ergebnisse zusammen.
„Wir loben die Autoren für diese rigorose, pragmatische Studie“, so Dr. Faraz Ahmad von der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago et al. in einem begleitenden Kommentar. Auch wenn die Unterschiede im kombinierten Arm und in der ärztlichen Interventionsgruppe gering gewesen seien, müsse dies im Kontext der Population interpretiert werden. Die Ausgangsrate der Statinverschreibungen sei mit ca. 70% bereits hoch gewesen. Zudem seien die meisten unbehandelten Erkrankten Kandidaten für primäre statt sekundäre Prävention gewesen, was es schwierig mache, große Effektstärken durch Interventionen zu sehen.