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16.03.2020 | Kardiologie | Nachrichten

Sind Patienten mit Herzunterstützungssystem suizidgefährdet?

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Menschen mit einem Herzunterstützungssystem (VAD) haben möglicherweise ein erhöhtes Suizidrisiko - besonders dann, wenn es sich dabei um eine langfristige Zieltherapie  handelt. 

VAD (Ventricular Assist Devices) werden bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz implantiert, wenn das Herz es alleine nicht mehr schafft, genug Blut durch den Körper zu pumpen, und durch Medikamente und Veränderungen des Lebensstils keine Verbesserung  mehr erreicht werden kann. Sie werden als „Brücke zur Transplantation“, zunehmend aber auch als langfristige Zieltherapie (destiny therapy) verwendet.

Einer Studie französischer Forscher zufolge scheint Rate der Selbstmordversuche unter diesen Patienten höher zu sein als bei Menschen mit anderen chronischen Krankheiten. Sie analysierten die Daten von fast 500 Patienten mit VAD. Während des Follow-Ups von durchschnittlich anderthalb Jahren versuchten zehn Studienteilnehmer (2%) Selbstmord zu begehen. Im Vergleich dazu betrug die Selbstmordrate bei Menschen mit anderen chronischen Erkrankungen in Frankreich nur 0,06%.

Die Patienten, im Schnitt 59 Jahre alt und zu 87% männlich, waren nach einer VAD-Implantation in einem von 19 Zentren nach Hause entlassen worden. Bei acht der zehn Suizidversuche starben die Patienten. In den meisten Fällen durchtrennten sie das VAD-Kabel oder entfernten die Batterien des Geräts. Nur zwei Personen mit versuchtem Suizid hatten psychische Erkrankungen in der Vorgeschichte.

Depressionen und Angstzustände mit VAD assoziiert

Mit VAD assoziierte Komplikationen sind nicht nur Infektionen, Blutungen oder Schlaganfälle, sondern auch psychische Symptome wie Angstzustände und Depressionen. „Mehrere potenzielle Faktoren können die Entwicklung solcher psychischen Störungen begünstigen. Dazu zählen Veränderungen des Körpers, die Gewissheit, nicht in den Beruf zurückkehren zu können, sich als Last für Angehörige zu fühlen oder zunehmende Abhängigkeit von medizinischen Teams“, erläuterten Dr. Marion Charton und ihr Team von der Universität Rennes.

Es sei wichtig, dass diese Patienten ernsthafte Motivation für die Behandlung mitbringen, soziale Unterstützung haben und vor dem Eingriff umfangreich über das Leben nach einer VAD-Implantation aufgeklärt werden, so die Autoren. Das könne die psychischen Symptome lindern.

80% der Patienten mit Suizidversuch erhielten Zieltherapie

Für viele Patienten dienen VAD dazu, die Zeit bis zu einer Herztransplantation zu überbrücken, oft werden sie aber auch als Zieltherapie eingesetzt, also als endgültige Behandlung für Patienten, bei denen keine Transplantation möglich ist. Der Anteil der als Zieltherapie eingesetzten VAD ist in den letzten Jahren gestiegen. Von den Personen der aktuellen Studie, die versucht hatten sich umzubringen, erhielten 80% VAD als Zieltherapie, im Vergleich zu einem Drittel der anderen Patienten.

Möglicherweise sei das Wissen, dass es keine andere Behandlungsmöglichkeit mehr gebe, eine zusätzliche Belastung für diese Patienten, vermuten die Autoren. Bei 80% der Patienten der Suizidgruppe beobachteten sie zunehmende psychische Symptome, was die Bedeutung eines Psychiaters in multidisziplinären VAD-Teams unterstreiche. Eine Klärung, ob ein Patient nach der VAD-Implantation zufrieden ist oder die Entscheidung bereut, könne helfen, Anzeichen für psychische Symptome zu entdecken und diejenigen zu identifizieren, die psychologische Betreuung benötigen.

„Die Ergebnisse unserer Studie unterstreichen die Notwendigkeit, Strategien zu entwickeln, um das Risiko für Selbstmordversuche bei VAD-Patienten zu verringern, speziell beim Einsatz einer Zieltherapie“, resümierten Charton und Kollegen.

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Literatur

Charton M et al. Suicide Attempts Among LVAD Recipients: Real-Life Data From the ASSIST-ICD Study. Circulation 2020. https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCULATIONAHA.119.041910

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