Antidiabetika könnten Risiko für schwere Leberschäden verringern

GLP1-Agonisten scheinen eine positive Wirkung auf „major adverse liver outcomes“ (MALO) zu haben. Bei Personen mit chronischer Lebererkrankung und Typ-2-Diabetes sank das Zehn-Jahres-Risiko für MALO unter den Inkretinmimetika. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Eine vielversprechende Medikamentenklasse bei metabolischer Dysfunktion-assoziierter steatotischer Lebererkrankung (MASLD, bisher als „nicht alkoholische Fettlebererkrankung“, NAFLD, bekannt) sind Glucagon-like-Peptide-1-Rezeptor(GLP1)-Agonisten. Phase-II-Studien deuten darauf hin, dass die Inkretinmimetika eine mit metabolischer Dysfunktion assoziierte Steatohepatitis (MASH) bei Patienten mit nicht zirrhotischer MASLD verbessern bzw. beseitigen können. Das Ziel von Forschenden um Axel Wester vom Karolinska-Institut in Stockholm war es, die langfristige kausale Wirkung von GLP1-Agonisten auf das Risiko von MALO bei Personen mit chronischen Lebererkrankungen und Typ-2-Diabetes zu ermitteln. Von Interesse war die erste MALO während der Nachbeobachtung, definiert als dekompensierte Leberzirrhose (Varizenblutung, Aszites, portale Hypertension oder hepatorenales Syndrom), hepatozelluläres Karzinom, Lebertransplantation oder MALO-bedingter Tod. Dies wurde anhand der Kohorte „Decoding the Epidemiology of LIVER disease in Sweden“ (DELIVER) untersucht, die Daten aus den nationalen schwedischen Gesundheitsregistern über alle Personen mit einer chronischen Lebererkrankung von 1964 bis 2020 umfasst. Für ihre Beobachtungsstudie haben Wester und sein Team zunächst das Protokoll einer Zielstudie festgelegt, in der die Wirkung von GLP1-Agonisten auf das MALO-Risiko der Patienten geschätzt werden sollte. Anschließend haben sie die Zielstudie mit Daten aus DELIVER nachgeahmt. Denn Beobachtungsanalysen, die eine hypothetische Zielstudie nachbilden sollen, können eine gute Quelle für Evidenz sein. Inkretinmimetika im Vorteil In die Studie wurden 1.026 Personen eingerechnet, die eine Behandlung mit GLP1-Agonisten begonnen hatten, und 15.633 Personen ohne Inkretinmimetika-Therapie. In der Therapiegruppe erhielten bei Studienbeginn 61,9% der Personen Liraglutid, 22,5% Semaglutid, 11,7% Dulaglutid, 2,4% Exenatid und 1,5% Lixisenatid. In der Intention-to-Treat-Analyse wurden die Personen, die die GLP1-Agonisten-Therapie gestartet und weitergeführt hatten, im Median 64 Monate, in der Per-Protocol-Analyse 43 Monate nachbeobachtet. Mit GLP1-Agonisten traten 42 Fälle von MALO auf und 1.079 Fälle in der Gruppe ohne. Das Zehn-Jahres-Risiko für MALO betrug 13,3% mit Inkretinmimetika und 14,6% ohne die Therapie, das relative Risiko (RR) lag bei 0,91. Viele der Studienteilnehmenden setzten die Einnahme von GLP1-Agonisten im Laufe der Zeit ab, was zu einem fehlenden protektiven Effekt führte. Bei denjenigen, die ihre Medikamente über einen Zeitraum von zehn Jahren weiter einnahmen, war die Wahrscheinlichkeit, eine schwere Lebererkrankung zu entwickeln, jedoch nur halb so hoch: In der Per-Protocol-Analyse erzielte das Zehn-Jahres-MALO-Risiko 7,4% versus 14,4%. Damit war es unter Inkretinmimetika um 49% reduziert (RR: 0,51). Dies entspricht einer „number needed to treat“ von 14 Personen, die behandelt werden müssen, um ein MALO-Ereignis im Verlauf von zehn Jahren zu vermeiden. Bei Patienten mit MASLD belief sich das Zehn-Jahres-Risiko für MALO auf 15,8% bzw. 11,2% bei (RR: 1,41). Dagegen ergab die Studie keinen Hinweis darauf, dass GLP1-Agonisten einen protektiven Effekt auf die Subgruppe mit kompensierter Leberzirrhose haben (Zehn-Jahres-Risiko 36,5% bzw. 34,6%). Bei Patientinnen und Patienten mit chronischer Lebererkrankung und Typ-2-Diabetes, die sich über einen längeren Zeitraum an die Therapie mit Inkretinmimetika halten, könnten die Antidiabetika das Risiko für MALO senken, so das Resümee der Forschungsgruppe um Wester. „Dies deutet darauf hin, dass GLP1-Agonisten vielversprechende Wirkstoffe sind, um das Risiko des Fortschreitens einer chronischen Lebererkrankung bei Patienten mit gleichzeitigem Typ-2-Diabetes zu verringern“, schreibt das Team weiter. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Wirkung haben Glucagon-like-Peptide-1-Rezeptor(GLP1)-Agonisten bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Lebererkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2? Antwort: Laut einer Beobachtungsstudie aus Schweden können GLP1-Agonisten zu einem geringeren Risiko für schwerwiegende Leberschäden (MALO) führen. Bedeutung: Inkretinmimetika scheinen eine vielversprechende Medikamentengruppe für chronisch Leberkranke zu sein. Einschränkung: Observative Studie mit nur wenigen MALO-Ereignissen in der Anwendergruppe.

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