Ist der SGLT2-Hemmer Dapagliflozin eine Option, um bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Diuretika-Resistenz unter Therapie mit einem Schleifendiuretikum die Diurese wieder zu verbessern? Eine neue Studie gibt darüber Auskunft.
Bei längerfristiger Behandlung mit einem hoch dosierten Schleifendiuretika kann es zu einer Diuretikaresistenz kommen. Eine Kombination mit Diuretika, die an anderen Nephronsegmenten wirksam sind (sequenzielle Nephronblockade), kann dem entgegenwirken. Dazu werden zumeist Thiazid-Diuretika oder ein Thiazid-ähnlicher Wirkstoff wie Metolazon genutzt.
Kein signifikanter Unterschied beim primären Endpunkt
Könnte auch ein am proximalen Tubulus wirkender SGLT2-Hemmer wie Dapagliflozin bei Diuretikaresistenz von Nutzen sein? Dieser Frage ist ein Forscherteam um Dr. Ross Campbell vom BHF Glasgow Cardiovascular Research Centre in Glasgow in der randomisierten DAPA-RESIST-Studie RESIST (DAPAgliflozin Versus Thiazide Diuretic in Patients With Heart Failure and Diuretic RESISTance) mit Metolazon als Vergleichssubstanz nachgegangen. Campbell hat die Studie beim Kongress ESC Heart Failure 2023 in Prag vorgestellt. Die Publikation erfolgte zeitgleich im European Heart Journal. Das sind die wesentlichen Ergebnisse:
- Gemessen an der Gewichtsabnahme (primärer Endpunkt) als Maß für Dekongestion war die Wirkung von Dapagliflozin numerisch, jedoch nicht signifikant geringer als die von Metolazon.
- Bezüglich sekundärer Endpunkte wie Veränderung der pulmonalen Stauung im Lungenultraschall sowie Stauungsscore (volume assessment score) gab es keine Unterschiede zwischen Dapagliflozin und Metolazon.
- In der Dapagliflozin-Gruppe war die Schleifendiuretika-Dosis höher und die Schleifendiuretika-Effizienz geringer als in der Metolazon-Gruppe.
- Veränderungen biochemischer Parameter wie Kreatinin-,Harnstoff-, Natrium- oder Kalium-Plasmaspiegel waren unter Dapagliflozin geringer ausgeprägt als unter Metolazon.
- Ketoazidosen wurden in keiner der beiden Behandlungsgruppen beobachtet.
In die DAPA-RESIST-Studie sind an Zentren im Vereinigten Königreich 61 wegen Herzinsuffizienz hospitalisierte Patientinnen und Patienten (mittleres Alter 79 Jahre, 54% Frauen) mit Diuretikaresistenz unter intravenöser Furosemid-Therapie aufgenommen worden. Nach Zufallszuteilung erhielten sie eine jeweils dreitägige Behandlung mit Dapagliflozin (10 mg einmal täglich) oder Metolazon (5–10 mg einmal täglich). Die Follow-up-Dauer bezüglich primärer und sekundärer Endpunkte betrug fünf Tage (96 Stunden).
In beiden Gruppen führte die Behandlung infolge der Entstauung zu einer Gewichtsabnahme, die in der Dapagliflozin-Gruppe im Mittel 3,0 kg und in der Metolazon-Gruppe 3,6 kg betrug (mittlerer Unterschied 0,65, 95%-KI: – 0,12–1,41 kg; p=0,11).
Vorteil von Dapagliflozin bzgl. biochemischer Störungen
Die mittlere kumulative Furosemid-Dosis war nach fünf Tagen unter Dapagliflozin höher als unter Metolazon (976 mg vs. 704 mg). Die Schleifendiuretika-Effizienz, berechnet als Gewichtsveränderung pro 40 mg Furosemid, war in der Dapagliflozin-Gruppe geringer als in der Metolazon-Gruppe (im Mittel 0,15 versus 0,25 kg; p=0,10]. Bezüglich der Abnahme der Lungenstauung und der Ergebnisse für den „volume assessment score“ (dieser war angelehnt an den in der ADVOR-Studie genutzten Score) ergaben sich keine Unterschiede zwischen beiden Therapien.
Die Dapagliflozin-Therapie war mit weniger Störungen auf biochemischer Ebene assoziiert: Im Vergleich zum SGLT2-Hemmer nahmen die Serumnatrium- und Serumkaliumspiegel unter Metolazon stärker zu und die Harnsäure- und Kreatininspiegel stärker ab. Signifikant waren die Unterschiede aber nur bezüglich Harnsäure und Natrium.
basierend auf: Campbell R: DAPA-RESIST clinical trial - Dapagliflozin versus metolazone in heart failure with diuretic resistance, Heart Failure-Kongress, 20 bis 23. Mai in Prag