Vorbemerkung
Einleitung
Erreger (Anzahl Erregerarten in DE) | Erkrankung | Symptome | Humane Meldefälle in DE (n) | Letalität | Erkrankung bei Tieren | Übertragung | Umweltstabilität | Referenz |
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Hantaviren (mindestens 9; Tab. 2) | In Europa und Asien: Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) In Amerika: Hantavirus-induziertes kardiopulmonales Syndrom (HCPS) | Grippeähnliche Symptome, Fieber, Blutungen, Niereninsuffizienz, Proteinurie, Anurie, Schock | Fallzahl schwankt jährlich. Im Zeitraum 2018–2022 wurden durchschnittlich 780 Fälle übermittelt (Range: 141–1719) | HFRS: 0,1–12,0 % HCPS: bis zu 35 % | Symptomlos im Reservoir | Indirekt: durch Aufwirbeln virushaltiger Stäube von Reservoirexkrementen Direkt: durch Biss | Unbekannt, unter experimentellen Bedingungen 10 bis 15 Tage bei Raumtemperatur; bei 4 °C bis zu 18 Tage | |
Hepatitis E-Virus und verwandte Viren (2; Tab. 3) | Hepatitis E | Akut: grippeähnliche Symptome, Oberbauchschmerzen, Ikterus Chronisch: Leberzirrhose | Von 2011 bis 2018 stark ansteigende Fallzahlen (von 238 auf 3400 Fälle). Seit 2018 relativ stabile Fallzahlen mit durchschnittlich 3400 Fällen pro Jahr (Range: 3079–3729) | 0,5–4 % | Symptomlos | Hauptsächlich durch den Verzehr ungenügend erhitzter Fleischprodukte von Haus- und Wildschwein. Auch über kontaminiertes Trinkwasser, Blutprodukte und direkten Tierkontakt möglich | Sehr stabil bei pH 2–9 und Salzkonzentrationen bis 20 % NaCl; stabil nach Trocknung (nur 1 log Verringerung nach 8 Wochen auf Plastik bei 4 °C, stärkere Inaktivierung auf Holz) | |
Bornaviren (2; Tab. 4) | Progressive Enzephalitis | Fieber, Kopfschmerzen, Sprach- und Koordinationsstörungen, Koma | Erst seit März 2020 besteht eine Meldepflicht. Zwischen 2020–2022 sind dem RKI jährlich 5–7 akute Infektionen mit Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) übermittelt worden | > 95 % | Borna’sche Krankheit bei Haustieren, insbes. Pferden, Schafen und Neuweltkameliden | BoDV‑1 durch Spitzmäuse, Variegated Squirrel Bornavirus 1 (VSBV-1) durch gehaltene exotische Hörnchen; genauer Übertragungsweg unbekannt | Keine genauen Daten verfügbar, aber vermutlich gering | |
West-Nil-Virus (WNV; 1) | West-Nil-Fieber, West-Nil-Enzephalitis | Grippeähnliche Allgemeinsymptomatik, Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Nackensteifigkeit, Bewusstseinsänderung, Koordinationsstörungen, Lähmungen; schwere Verlaufsformen im höheren Alter gehäuft | 2018 sind autochthone Übertragungen von WNV erstmals in DE nachgewiesen worden. Im Zeitraum 2018–2022 wurden jährlich 5–21 WNV-Fälle an das RKI übermittelt, von denen ein Teil reiseassoziiert war | Bei Enzephalitis im höheren Alter bis 10 % | Meningitis, Enzephalitis bei Pferden | Stechmückenstiche; selten Kontakt mit virushaltigem Blut, Gewebe | Keine genauen Daten verfügbar, aber vermutlich gering | |
Frühsommer-Meningoenzephalitis-(FSME-)Virus (1); 5 Subtypen, davon der europäische, sibirische und fernöstliche Subtyp medizinisch am wichtigsten | In Europa und Nordasien Meningitis, Enzephalitis, Enzephalomyelitis | Grippeähnliche Allgemeinsymptomatik, Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Nackensteifigkeit, Bewusstseinsänderung, Koordinationsstörungen, Lähmungen | Jährlich schwankende Fallzahlen. Im Rekordjahr 2020 sind > 700 Fälle an das RKI übermittelt worden (Durchschnittl. FSME-Fallzahl 2018–2022: 540) | Europäischer Subtyp: 1–2 %; sibirischer Subtyp: ca. 5 %; fernöstlicher Subtyp: bis ca. 20 % | Meningitis, Enzephalitis bei Pferden, Affen, selten bei Hunden, vereinzelt bei Schafen | Zeckenstiche, selten Konsum roher Milch/Milchprodukte von infizierten Ziegen, Schafen, Kühen | Keine genauen Daten verfügbar; bei 4 °C in proteinhaltigen Lösungen (z. B. Milch) bis zu 2–3 Wochen | |
Lymphozytäres Choriomeningitis-Virus (1) | Verschiedene Krankheitsbilder darunter Meningitis, Enzephalitis | Grippeähnliche Allgemeinsymptomatik, Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Nackensteifigkeit, Bewusstseinsänderung, Koordinationsstörungen, Lähmungen | Keine systematischen Angaben zu humanen Erkrankungsfällen verfügbar | Unbekannt | Häufig letale Hepatitis bei Neuweltprimaten | Übertragung über infektiöse Ausscheidungen von Hausmäusen und Hamstern | Unbekannt | [17] |
Rabiesvirus (1) | Tollwut | U. a. Kopf‑, Muskelschmerzen, Schluckstörungen, vermehrte Speichelbildung, erhöhte Reiz- und Erregbarkeit, Angstzustände, Lähmungen | Seit 2005 gab es 5 Tollwuterkrankungen in DE, hiervon 2 reiseassoziierte Infektionen und 3 Infektionen nach Erhalt eines Organs einer infizierten Spenderin | ~ 100 % | Tollwut bei Säugetieren | Übertragung i. d. R. durch Bissverletzungen | gering | [18] |
Zoonotische Influenzaviren (unbekannt) | Influenza-like Illness; Pneumonie | Grippeähnliche Allgemeinsymptomatik vergleichbar mit saisonaler Influenza. Bei aviärer Influenza häufig Beteiligung der unteren Atemwege | Zoonotische Influenza kommt in DE extrem selten vor. 2020 wurde ein Fall einer porcinen Influenza berichtet | Bei aviärer Influenza: 20–60 % je nach Subtyp | Geflügelpest: Je nach Virusstamm häufig letal verlaufende Erkrankung bei Vögeln und Geflügel; Schweineinfluenza: Akute Atemwegserkrankung bei Schweinen mit geringer Letalität | Übertragung durch Kontakt zu infizierten Vögeln oder Schweinen | gering | [18] |
Hantaviren – Erkrankungshäufungen und Nagetiermassenvermehrung
Hantavirus | Reservoir | Zoonotisch | Verbreitung in Deutschland | Referenz |
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Puumalavirus | Rötelmaus (Myodes glareolus, syn. Clethrionomys glareolus) | Ja | Westliches, südliches und nordwestliches Deutschland | |
Dobrava-Belgrad-Virus | Brandmaus (Apodemus agrarius) | Ja | Östlicher Teil Deutschlands | |
Tulavirus | Feldmausa (Microtus arvalis) | Ja | Gesamtes Deutschland | |
Seoulvirus | Wanderratte (Rattus norvegicus) | Ja | Heimratten, nicht in Wildratten | |
Tatenalevirus, Stamm Traemmerseevirus | Erdmaus (Microtus agrestis) | Unbekannt | Ein Nachweis in Brandenburg | [126] |
Seewisvirus | Waldspitzmaus (Sorex araneus) | Unbekannt | Deutschlandweit | |
Asikkalavirus | Zwergspitzmaus (Sorex minutus) | Unbekannt | An einem Fangort | [129] |
Brugesvirus | Europäischer Maulwurf (Talpa europaea) | Unbekannt | An einem Fangort | [130] |
Brnovirus | Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) | Unbekannt | An 3 Orten | [131] |
Hepatitis E-Virus – Ein lebensmittelübertragener Zoonoseerreger
Hepevirus | Genotyp | Wirt | Zoonotisch | Geografische Verbreitung | Referenz |
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Humanes Hepatitis E-Virus (Paslahepevirus balayani) | Vor allem Genotyp 3 | Wildschwein (Sus scrofa), Hausschwein, Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) und weitere Säugetiere | Ja | Im gesamten Deutschland | |
Ratten-Hepatitis E-Virus (Rocahepevirus ratti) | N. d.a | Wanderratte (Rattus norvegicus) | Jab | Im gesamten Deutschland | |
Feldmaus-Hepevirus | N. d. | Feldmaus (Microtus arvalis) | Unklar | An 4 Fangorten | [135] |
Fledermaus-Hepeviren | N. d. | Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) | Unklar | Einzelne positive Proben | [136] |
Bornaviren – selten, aber meist tödlich
Art | Wirt | Zoonotisch | Erkrankung bei Tieren | Geografische Verbreitung in Deutschland | Referenz |
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Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) | Feldspitzmaus (Crocidura leucodon) | Ja | Ja | Bayern, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg sowie z. T. angrenzende Bundesländer | |
Bunthörnchen-Bornavirus 1 (Variegated Squirrel Bornavirus 1, VSBV-1) | Verschiedene exotische Hörnchenarten (Virus nur in Haltungen gefunden) | Ja | Bisher unbekannt | Nur bei Hörnchen-Haltungen in Deutschland; letzter Nachweis 2019 |