GERD bei Säuglingen: PPI zurückhaltend verordnen

Die Behandlung des gastroösophagealen Refluxes bei Säuglingen gestaltet sich derzeit eher unbefriedigend. Deshalb haben sechs internationale Expertinnen und Experten ihre Empfehlungen, basierend auf der Literatur, aber auch auf ihren persönlichen Erfahrungen, in einem Review-Artikel zusammengetragen. Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) tritt auf, wenn gastroösophagealer Reflux (GER) mit Symptomen und/oder Komplikationen verbunden ist, die die Lebensqualität der Kinder beeinträchtigen. Dabei ist die Unterscheidung zwischen physiologischer GER und pathologischer GERD bei Säuglingen oft nicht einfach. Da die Symptome nicht spezifisch sind, wird die GERD häufig überdiagnostiziert und vielen Säuglingen Medikamente zur Säurehemmung verschrieben, ohne dass es eindeutige Hinweise auf eine säurebedingte Erkrankung gibt. In ihrem Review-Artikel geben die Kindergastroenterologinnen und -enterologen um Yvan Vandenplas von der Vrije Universiteit Brüssel zu bedenken, dass Regurgitation bei bis zu 70% der gesunden Säuglinge täglich auftritt und in 95% der Fälle bis zum Alter von zwölf Monaten von selbst verschwindet. GERD ist gekennzeichnet durch eine GER, die mit Symptomen und/oder Komplikationen wie Gedeihstörung und Ösophagitis verbunden ist. Insbesondere wenn sie mit Anzeichen wie anhaltendem Schreien einhergeht, kann eine GER bei den Eltern erhebliche Ängste auslösen und die Lebensqualität der gesamten Familie beeinträchtigen. Darüber hinaus wurde nachgewiesen, dass Eltern von GERD-Patienten deutlich mehr Arbeitstage als der Durchschnitt versäumen. Studien haben gezeigt, dass bei gestillten Säuglingen ein geringeres Refluxrisiko besteht als bei Kindern, die mit Säuglingsnahrung gefüttert werden, und dass das Stillen auch mit einem schnelleren Abklingen der GERD-Symptome verbunden ist. Refluxsymptome bei gestillten Säuglingen sind kein Grund, mit dem Stillen aufzuhören, so das Gremium um Vandenplas. Invasive Tests zur Diagnostik Was die Sache so schwierig macht, ist die Tatsache, dass es keinen Goldstandard-Diagnosetest für GERD bei Säuglingen gibt. Empfohlen wird eine gründliche Anamnese und die Verwendung von Refluxfragebögen, die eine wichtige Rolle bei der Feststellung des Schweregrads der Symptome und des allgemeinen Gesundheitszustands des Säuglings spielen können. Der pH-Wert des Refluats gilt als wichtiger Faktor bei der Bestimmung des Schweregrads und der klinischen Merkmale der GERD. Es wird zwischen saurem (pH 7) Refluat unterschieden. Der primäre Test für saure GERD ist die 24-Stunden-Ösophagus-pH-Metrie, bei der eine pH-Sonde in die distale Speiseröhre eingeführt wird, um den pH-Wert des Refluxes zu messen. Dieses Verfahren kann invasiv und für Säuglinge unangenehm sein. Zudem kann der nicht saure Reflux damit nicht bestimmt werden, der bei Säuglingen am häufigsten auftritt. Daher sollte die pH-Metrie ausgewählten Säuglingen mit Verdacht auf säurebedingte Symptome vorbehalten bleiben, bei denen eine Klärung der Diagnose erforderlich ist, erklärt das Gremium um Vandenplas. Andererseits wurden kombinierte pH-/Impedanzmessung entwickelt, die in der Lage sind, die Richtung des Bolusflusses und die Zusammensetzung des Refluats zu messen, und zusätzliche Informationen über den Subtyp liefern können. Impedanzmessungen sind jedoch nicht allgemein verfügbar, zusätzlich mit Interpretationsproblemen verbunden und ebenso invasiv wie die pH-Metrie. PPI nur bei saurem Reflux einsetzen Bei Säuglingen mit schwach saurem oder nicht saurem Reflux ist die Säurehemmung unwirksam, da der pH-Wert des Refluxes bereits > 6,0 ist. Daher sollten für die verschiedenen Reflux-Subtypen unterschiedliche Behandlungsansätze in Betracht gezogen werden. Unter Kinderärzten ist laut den Expertinnen und Experten um Vandenplas ein zunehmender Trend zu beobachten, Protonenpumpeninhibitoren (PPI) zu verschreiben. Sie sind die am häufigsten eingesetzten Medikamente zur Behandlung von GERD. Es gibt mehrere PPI mit vergleichbaren Wirksamkeits- und Sicherheitsprofilen, wobei Omeprazol, Esomeprazol und Lansoprazol bei Säuglingen und Kindern am häufigsten untersucht wurden. Die Einnahme von PPI bei pädiatrischen Patienten ist mit dem Risiko von Infektionen wie Clostridium difficile, Pneumonie und viraler Gastroenteritis verbunden. PPI werden auch mit Veränderungen der Knochendichte und einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von allergischen Erkrankungen und Asthma bronchiale bei Säuglingen und Kindern in Verbindung gebracht. „Die Wirksamkeits- und Sicherheitsprofile von PPI und H2-Rezeptor-Antagonisten rechtfertigen ihren Einsatz bei nicht saurem Reflux nicht“, schreiben die Autorinnen und Autoren um Vandenplas. Angesichts der Risiken sei es wichtig, dass PPI nur bei säurebedingten Erkrankungen von Säuglingen verschrieben würden. Wann sie jedoch schon in Erwägung gezogen werden können, ist im Rahmen eines kurzzeitigen diagnostischen Versuchs ( 8 Wochen) Säurehemmung unwirksam und die endgültige Diagnose einer säurebedingten GERD kann nicht gestellt werden, sollte die Therapie überdacht werden. Verdickungsmittel und Alginate In vielen Fällen besteht die optimale Behandlung in der Beruhigung der Eltern und/oder in der Empfehlung von Ernährungsumstellungen, wie z. B. die Fütterung kleinerer, aber dafür häufigerer Mahlzeiten. Bei nicht gestillten Säuglingen sind Verdickungsmittel eine geeignete Behandlungsmethode für symptomatischen, nicht sauren Reflux, von ihnen sind keine schwerwiegenden unerwünschten Nebenwirkungen bekannt. Die Zugabe eines Verdickungsmittels zur abgepumpten Muttermilch ist dem Abbruch des Stillens vorzuziehen. Zusätzlich sehen die Expertinnen und Experten in Alginaten eine potenzielle Behandlungsoption für schwach sauren oder nicht sauren Reflux bei Säuglingen – unabhängig von der Art der Fütterung.

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