Anthropometrische Daten von professionellen Bühnentänzer*innen liegen bereits zahlreich vor. Im klassischen Tanz liegt der BMI von weiblichen Profis (> 18 Jahre) zwischen 18,5 kg/m
2 und 19,8 kg/m
2 mit einem Körperfettanteil von 15,9 % bis 23,5 % [
19,
30,
64,
79]. Dabei wurde Untergewicht bei 20 % der Tänzerinnen diagnostiziert [
19] und ein zu niedriger Körperfettanteil bei 18 % bis 25 % der untersuchten Tänzerinnen [
30]. Lediglich Staal et al. (2018) bezogen auch Männer in ihre Studie ein. Hier lag der BMI bei 21,7 kg/m
2 mit einem Körperfettanteil von 8 %. Bei keinem der männlichen Teilnehmer wurde Untergewicht diagnostiziert [
64]. Beim Vergleich zwischen professionellen Bühnentänzerinnen und Tänzerinnen in der Ausbildung zeigt sich, dass bereits auch Mädchen zwischen 10 und 18 Jahren untergewichtig sein können [
32]. Grochowska-Niedworok et al. (2018) untersuchten 150 Mädchen, welche sich im Untersuchungszeitraum in einer klassischen Ausbildung befanden. Die untersuchten Mädchen im Alter von 10–12 Jahren wiesen einen BMI von 15,4 kg/m
2 mit einem Körperfettanteil von 15,7 % auf. In der Gruppe der 13- bis 15-Jährigen wurde ein BMI von 17,0 kg/m
2 mit einem Körperfettanteil von 13,8 % gemessen. Die 16- bis 18-Jährigen wiesen einen BMI von 19,4 kg/m
2 auf mit einem Körperfettanteil von 18,4 %. Insgesamt wurden von allen Teilnehmenden 54 % als untergewichtig klassifiziert [
32]. Beck et al. (2015) untersuchten Balletttänzerinnen zwischen 13 und 18 Jahren und konnten einen BMI von 19,7 kg/m
2 und einen KFA von 23,5 % messen. Bei den untersuchten Tänzerinnen wurden 4,3 % als untergewichtig diagnostiziert [
10,
40]. Auch Kostrzewa-Tarnowska et al. (2003) zeigten, dass Balletttänzerinnen in der Ausbildung einen deutlich niedrigeren BMI (17,1 kg/m
2) und einen geringeren KFA (14,5 %) als vergleichbare nichttanzende Mädchen (BMI: 19,3, KFA: 28 %) aufweisen [
40]. Zudem wurde in weiteren Studien gezeigt, dass der BMI sowie auch der KFA bei gleichaltrigen nichttanzenden Mädchen signifikant höher gemessen wurde [
66].
Im Vergleich zum Bereich des Balletts existieren für andere Tanzstile dagegen derzeit wenige Studien. Brown et al. (2017) untersuchten zeitgenössische Tänzerinnen, welche einen BMI von 22,6 kg/m
2 und einen KFA von 28 % aufwiesen [
16]. Daher könnte angenommen werden, dass im klassischen Tanz ein höherer Anteil an untergewichtigen Tänzerinnen zu sehen ist als im zeitgenössischen Tanzbereich. Somit besteht ein hohes Risiko für klassische Tänzer*innen [
34,
60]. Arcelus et al. (2014) fanden im Rahmen ihrer Metaanalyse eine Gesamtprävalenz von Essstörungen bei Tänzerinnen von 12 %, wobei bei Balletttänzerinnen eine noch höhere Prävalenz von Essstörungen beobachtet wurde (16,4 %; [
7]). Demnach ist das Risiko für eine ES bei Tänzerinnen doppelt so hoch im Vergleich zur nichttanzenden Bevölkerung [
7]. Die höchste Prävalenz für eine ES wurde für sonstige ES gefunden (14,9 %), was darauf hinweist, dass es sinnvoll wäre, die weiteren Typen von ES in Bezug auf den Tanz näher zu klassifizieren. Die Prävalenz der Anorexia nervosa lag zwischen 0,9 und 4,1 %, während die Prävalenz der Bulimia nervosa mit 0–2,7 % angegeben wurde [
7]. Bei nichttanzenden Erwachsenen wurde eine Prävalenz von 1–1,5 % beobachtet [
23]. Gestörte Essverhaltensweisen wie Anorexia athletica wurden auch untersucht. Herbrich und Kolleg*innen (2011) diagnostizierten beispielsweise bei 5,8 % der Balletttänzerinnen Anorexia athletica [
34].