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01.06.2022 | Dysphagie | Nachrichten

Pragmatischer Ansatz

Pfefferminzbonbons lindern Dysphagiebeschwerden

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

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Bei Patienten und Patientinnen mit dysphagischen Beschwerden und negativem Endoskopiebefund verlaufen medikamentöse Therapieversuche oft frustran. Für diese Situation hat Prof. Andreas Stallmach, Gastroenterologe aus Jena, eine simple Alternative parat, die zumindest in einigen Fällen zu helfen scheint.

Bei Patienten mit Schluckstörungen gilt es zunächst herauszufinden, ob eine Red-Flag-Erkrankung wie ein Ösophaguskarzinom zugrunde liegt. Bleibt die Endoskopie ohne Befund, erhalten die Patienten in der Praxis häufig medikamentöse Therapien, z. B. Spasmolytika oder Kalziumantagonisten. Die Erfolge damit sind jedoch oft alles andere als zufriedenstellend, so Prof. Andreas Stallmach, Uniklinikum Jena, auf dem Praxis Update.

Zwei Bonbons vor jeder Mahlzeit

Der Gastroenterologe schlägt in dieser Situation eine sehr simple Maßnahme vor: Er lässt die Patienten vor den Mahlzeiten jeweils zwei Pfefferminzöltabletten (z. B. Altoids® Peppermint) lutschen. Hintergrund ist, dass Pfefferminzöl offenbar die glatte Muskulatur der Speiseröhre relaxiert. In einer kleinen Pilotstudie wurden nach Stallmach mit dieser probatorischen Therapie bereits gute Erfolge erzielt. Die Studiengruppe bestand aus 38 Patientinnen und Patienten mit relevanten Dysphagiebeschwerden und/oder nichtkardialem Thoraxschmerz. Die Ursache hatten die Forscher zuvor per Speiseröhren-Manometrie abgeklärt. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von sechs Monaten hatten sich die Beschwerden bei 63% der Patienten gebessert, die Hälfte davon beurteilte die Besserung als erheblich. Dabei hatten vor allem Patienten mit nachweisbarem Ösphagospasmus oder funktioneller ösophagogastraler Obstruktion profitiert; hier wurden Ansprechraten von 83% bzw. 100% erreicht. In keinem der Fälle war es zu einer Verschlechterung gekommen.

Therapieversuch vor Manometrie

Stallmach zufolge kann man die Lutschtabletten auch schon vor einer weiterführenden Diagnostik einsetzen: „Ich glaube nicht, dass eine Manometrie vor der Entscheidung für diesen pragmatischen Ansatz Voraussetzung sein sollte.“ Ein Passagehindernis sollte jedoch endoskopisch ausgeschlossen sein. Nicht fortsetzen solle man die Pfefferminzöltherapie, wenn sie vom Patienten als unangenehm empfunden werde.

Basierend auf: Vortrag von A. Stallmach, Praxis Update Allgemeinmedizin, 6./7. Mai 2022, Berlin/online

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