Erschienen in:
31.01.2017 | Direkte orale Antikoagulanzien | Leitthema
NOAK: Real-life-Daten und Therapie von Blutungen mit Antidots
verfasst von:
Prof. Dr. H. Darius
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 2/2017
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Zusammenfassung
Nicht-Vitamin-K-antagonistische orale Antikoagulantien (NOAK) sind mittlerweile fest etablierter Bestandteil antithrombotischer Prävention und Therapie. In umfangreichen randomisierten Untersuchungen wurde für 4 Substanzen die Gleichwertigkeit bzw. Überlegenheit gegenüber Vitamin-K-Antagonisten (VKA) nachgewiesen. Daher werden spezielle Patientenkollektive untersucht bzw. das Management von akuten Blutungen unter NOAK-Therapie diskutiert.
Neben prospektiven Studien wurden viele retrospektive Datenbankanalysen von Krankenversicherungen oder nationalen Gesundheitsbehörden analysiert und als „Real-life-“ bzw. „Real-World-Evidence(RWE)“-Daten publiziert. Dabei bestätigen sich prinzipiell die Ergebnisse der NOAK-Zulassungsstudien, die Gleichwertigkeit bzw. Überlegenheit gegenüber VKAs nachweisen. Versuche, verschiedene NOAK miteinander zu vergleichen, müssen kritisch hinterfragt werden, da die RWE-Daten sehr divergente Ergebnisse in Abhängigkeit von den jeweiligen Kollektiven ergeben und sog. „Verschreiberbias“ nie ausgeschlossen werden können.
Zur Verbesserung des Blutungsmanagements wurden Antidoten gegen NOAK entwickelt. Während für Faktor-Xa-Antagonisten Andexanet alfa als modifizierter Gerinnungsfaktor ohne intrinsische Aktivität entwickelt wurde, der wahrscheinlich erst 2018 verfügbar ist, wird ein Dabigatran-Antidot klinisch bereits eingesetzt: Idarucizumab ist ein monoklonales Antikörperfragment gegen Dabigatran und kann dessen Wirkung innerhalb weniger Minuten komplett antagonisieren. Damit hat die Substanz das Potenzial, vital bedrohliche Blutungen rascher zu beenden und notfallmäßige Interventionen oder Operationen bei mit Dabigatran antikoagulierten Patienten ohne erhöhtes Blutungsrisiko zu ermöglichen.