Erschienen in:
28.05.2019 | Computertomografie | Leitthema
Sarkopenie und Kachexie: Bedeutung für Prognose und Therapie
verfasst von:
Dr. med. Philipp Hederich, Holger Bronger, Marion Kiechle
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 7/2019
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Zusammenfassung
Die Tumorkachexie ist ein eigenständiges Syndrom bei onkologischen Grunderkrankungen, welches mit einem Verlust von Skelettmuskelmasse, auch Sarkopenie genannt, einhergeht. Sie gilt als Ursache für ca. 20 % aller tumorassoziierten Todesfälle. Auch in der gynäkologischen Onkologie ist die prognostische Bedeutung von Muskelverlust bei Tumorerkrankungen zunehmend Gegenstand der klinischen Forschung. Der Artikel soll die Bedeutung von Kachexie bzw. Sarkopenie für Prognose und Therapie in der Onkologie, insbesondere für Erkrankungen aus dem gynäkologischen Formenkreis, anhand der Datenlage darstellen. Die Prävalenzen liegen zwischen 11 % beim Ovarialkarzinom und 58 % beim Mammakarzinom. Mittels der Suchbegriffe „cancer cachexia“ und „sarcopenia“ jeweils alleine oder in Kombination mit „gynecological cancer“, „ovarian cancer“ oder „breast cancer“ erfolgte eine Literaturrecherche bei Pubmed. Eigene Arbeiten zur prognostischen Bedeutung von Sarkopenie beim Ovarialkarzinom wurden eingeschlossen. Muskelverlust scheint auch in der gynäkologischen Onkologie ein negativer prognostischer Faktor im Hinblick auf Überleben und Therapieerfolg zu sein. Beschrieben wurden verkürzte progressionsfreie und Gesamtüberlebenszeiten beim frühen und metastasierten Mammakarzinom und beim Ovarialkarzinom. Bei Patientinnen mit Endometriumkarzinom zeigte sich ein verkürztes progressionsfreies Überleben, sarkopene Mamma- und Ovarialkarzinompatientinnen hatten eine erhöhte Inzidenz von Nebenwirkungen systemischer Therapie. Sarkopenie ist ein ernstzunehmendes Problem in der gynäkologischen Onkologie. Ein Screening bei Erstdiagnose kann eine verbesserte Risikostratifizierung hinsichtlich Operation und Chemotherapie und eine frühzeitige Intervention ermöglichen.