Erschienen in:
27.02.2020 | Computertomografie | Leitthema
Radiologische Diagnostik von Beckenringfrakturen
verfasst von:
Dr. med. Thomas Grieser
Erschienen in:
Die Radiologie
|
Ausgabe 3/2020
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Zusammenfassung
Epidemiologie
Traumatische Beckenringfrakturen sind vergleichsweise selten, erhöhen jedoch das Mortalitätsrisiko. Nach Verletzungsmechanismus und Hauptvektor der Energieeinwirkung unterscheidet man die anteroposteriore Kompression, die laterale Kompression und die vertikale Scherung (Young-Burgess-Klassifikation), während die stabilitätsbezogene Klassifikation nach Tile zwischen Typ A (stabil), Typ B (rotatorisch instabil) und Typ C (komplett instabil) unterscheidet. Beide Klassifikationen finden Eingang in die AO/OTA-Klassifikation.
Radiologische Frakturdiagnostik
Die Projektionsradiographie besitzt eine schlechte Sensitivität, wird aber noch zur Erkennung hochinstabiler Beckenfrakturen eingesetzt. Die CT stellt die diagnostische Modalität der Wahl dar (Sensitivität bis 100 %). Neben der Frakturklassifikation erlaubt sie auch die sichere Mitbeurteilung assoziierter Gefäß- und Harnblasen‑/Harnröhrenverletzungen sowie großer Weichteileinblutungen. Frühe Insuffizienzfrakturen des Beckens sowie Cauda- und Plexusverletzungen können besser mit der MRT erfasst werden. Angiographie, Sonographie und nuklearmedizinische Methoden stellen zusätzliche wichtige diagnostische und therapeutische Verfahren dar.
Empfehlung für die Praxis
Die Kenntnis grundsätzlicher pelviner Traumamechanismen ist wichtig, um traumatische Beckenfrakturen in ihrer potenziellen Schwere zu erfassen und hinsichtlich ihrer Stabilität richtig zu klassifizieren. Typische Begleitverletzungen bei Beckenringfrakturen müssen bekannt sein, sollten sicher diagnostiziert und dem Kliniker kommuniziert werden. Dabei bleibt die CT das „diagnostische Arbeitspferd“. Bei Fragilitätsfrakturen des Beckens ist auf den oftmals prolongierten Verlauf mit Frakturprogredienz zu achten, weswegen die MRT hier einen besonderen Stellenwert besitzt.