Erschienen in:
21.03.2023 | Bewegungstherapie | Leitthema
Die Relevanz lumbosakraler Übergangsvarianten in der manuellen Medizin und Physiotherapie
verfasst von:
Dr. Jens Adermann, Fabian Moll, Dr. Thomas Schilling
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 2/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Lumbosakrale Übergangsvarianten gehören zu den häufigsten anatomischen Varianten der Wirbelsäule, werden aber in manualmedizinischen Publikationen kaum beschrieben. Dabei ist anzunehmen, dass Kliniker verschiedener muskuloskeletaler Disziplinen bei einer Inzidenz von ca. 25 % fast täglich mit dieser Normvariante in Kontakt kommen. Aufgrund jahrzehntelanger Diskussion über das Potenzial solcher Varianten für lumbalen Beschwerden ist das Ziel dieser Arbeit, Begriffe und Klassifikationen lumbaler Übergangsvarianten zu erläutern, eine Übersicht über die Klinik zu geben und mögliche therapeutische Herangehensweisen zu erläutern.
Methode
Basierend auf einer Literaturrecherche in PubMed werden die gebräuchlichen Klassifikationsverfahren und der Einfluss dieser anatomischen Varianten auf die Schmerzentstehung dargestellt und manualmedizinische sowie physiotherapeutische Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten beschrieben.
Ergebnisse und Diskussion
Die Recherche zeigt, dass unterschiedliche Begriffe für lumbale Übergangsvarianten genutzt werden. Das Vorhandensein einer solchen anatomischen Variante wird seit Jahren als Risikofaktor für die Schmerzentstehung diskutiert. Castellvi implementierte die heute am häufigsten genutzte Klassifikation. Je nach Ausprägung der Übergangsvarianten können muskuläre und gelenkige Funktionsstörungen im Übergangssegment und in den Anschlusssegmenten entstehen. Diese Funktionsstörungen lassen sich manuell und funktionell diagnostizieren und behandeln. Vor allem die Optimierung von Bewegungsabläufen und das körperliche Training sollten nach erfolgter Diagnostik im Vordergrund stehen. Die Evidenzlage zu Diagnostik und Therapie durch konservative Maßnahmen ist jedoch unzureichend. Wir empfehlen, im Gespräch mit Patient*innen den Begriff „Übergangsvariante“ statt „Übergangsanomalie“ zu nutzen.