Erschienen in:
31.01.2017 | Begutachtung | Originalien
Erwartungen und Einstellungen zum geriatrischen Konsil
Ergebnisse einer Befragung in ambulanten und stationären Versorgungsstrukturen zweier Bundesländer
verfasst von:
PD Dr. H. Burkhardt, C. Trojan
Erschienen in:
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
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Ausgabe 4/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Geriatrische Expertise im Bereich der ambulanten und der stationären Versorgung kann nicht auf vergleichbare fachärztliche Strukturen wie z. B. in der inneren Medizin oder Neurologie zurückgreifen. Vielfach wird daher die Vernetzung von hausärztlicher geriatrischer Diagnostik und Unterstützung durch stationäre Anbieter im Rahmen eines geriatrischen Konsils vorgeschlagen. Einschätzungen und Erwartungen beider Seiten zu dessen Potenzial sind allerdings bisher unzureichend bekannt.
Methoden
Mithilfe eines systematischen Auswahlverfahrens wurden in Baden-Württemberg und Hessen je eine repräsentative Stichprobe niedergelassener Allgemeinmediziner, hausärztlich tätiger Internisten und akutstationärer Einrichtungen der inneren Medizin angeschrieben. Zusätzlich wurden alle geriatrischen Fachabteilungen kontaktiert. Die Stichprobenteilnehmer wurden anhand eines Fragebogens hinsichtlich ihrer Erwartungen und Einschätzungen zum geriatrischen Konsil befragt.
Ergebnisse
Den Fragebogen beantworteten 48 Praxen (14,9 %), 42 internistische (38,5 %) und 25 geriatrische Fachabteilungen (34,7 %) . Es gaben 79,2 % der befragten Praxen an, geriatrische Screenings durchzuführen, aber nur 31,3 % konnten auf das Angebot eines geriatrischen Konsils zurückgreifen. Von den medizinischen Fachabteilungen gaben 71,4 % an, geriatrische Konsile anzubieten, davon 16,7 % außerhalb der eigenen Einrichtung. Bezüglich des Spektrums der tatsächlichen Anlässe für eine Konsilanfrage war bei geriatrischen und medizinischen Fachabteilungen das Einleiten einer rehabilitativen Maßnahme führend. Unterschiede zeigten sich in der Einschätzung sinnvoller Themenfelder für ein geriatrisches Konsil. Hier führten geriatrische Abteilungen deutlich häufiger präventive Aspekte (80 % vs. 47,6 %) als medizinische Abteilungen an (Praxen 56,3 %). Als Domänen für das geriatrische Konsil gaben Praxen die Rangfolge Kognition (72,9 %), soziale Situation (70,8 %), Emotion (50 %), Lokomotion (50 %) und Kontinenz an (27,1 %); hier ergaben sich insbesondere für Lokomotion und Inkontinenz niedrigere Werte im Vergleich zu stationären Anbietern.
Schlussfolgerung
Viele niedergelassene Ärzte wenden das geriatrische Assessment an und stehen einem geriatrischen Konsil positiv gegenüber; dies lässt gute Voraussetzungen für ein abgestuftes strukturiertes Konzept und eine vertiefte Zusammenarbeit mit stationären Anbietern erkennen. Nur eine Minderheit kann aktuell auf ein derartiges Angebot zugreifen. Präventive Aspekte haben nicht denselben Stellenwert wie Fragen der Rehabilitation, was auf nichtgenutztes Potenzial hinweisen kann. Unterschiedliche Bewertungen der Domänen zwischen den Gruppen könnten durch konkurrierende Anbieter z. B. Fachärzte in diesen Gebieten erklärt werden.